Abenteurer aus Altenbochum
Von der „Bruch-Spit“ im Polarmeer bis zur Bruchspitze an der Liebfrauenkirche
Da hat das Bochumer Stadtarchiv ja wieder mal eine wirklich spannende Geschichte ausgegraben. Oder wussten Sie, dass 1881 in der Arktis ein Landstreifen nach einem Abenteurer aus Altenbochum benannt worden ist?
Es geht um Friedrich Bruch, dessen Eltern in Altenbochum eine Gaststätte betrieben haben, und an den auch heute noch ein Straßennamen erinnert: die Bruchspitze.
Die unglaubliche Geschichte des Friedrich Bruch ist Teil der Ausstellung „Hundert und sieben Sachen. Bochumer Geschichte in Objekten und Archivalien“, die noch bis zum 30. Juni 2018 an der Wittener Straße 47 zu sehen ist: im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Sie wurde von Amt- und Institutsleiterin Dr. Ingrid Wölk recherchiert und für das gleichnamige Buch aufgeschrieben.
Das Leben von Friedrich Bruch war ihr aus dem Nachlass des Altenbochumers bekannt geworden. „Darunter fanden sich Aufzeichnungen und eine Landkarte“, so Wölk. Außerdem zog sie andere Quellen hinzu, unter anderem Berichte von William Gilder, einem Journalisten des New York Herald.
Bruch und Gilder hatten sich 1881 in San Francisco einer Rettungs-Expedition ins Arktische Meer angeschlossen, um nach einem verschollenen Schiff zu suchen: der Jeannette.
Dass Bruch überhaupt in den USA war, ist eine lange Geschichte. Der Altenbochumer war 1869 im Alter von 15 Jahren von zu Hause ausgerissen, um die Welt zu bereisen. Er war Goldgräber in Australien, versuchte sich als Walfänger, war unter anderem in Japan und Hongkong und landete schließlich in New York, wo er sich der amerikanischen Marine anschloss.
Für die Rettungs-Expedition ins ewige Eis hatte er sich freiwillig gemeldet und war schließlich auch angeheuert worden. Die Mission war jedoch nicht von Glück erfüllt. Der Großteil der „Jeannette-Mannschaft“ hat nicht überlebt, und auch das Rettungsschiff mit Friedrich Bruch musste aufgegeben werden. Allerdings nicht, weil es wie die „Jeannette“ im Packeis zerquetscht worden ist, sondern weil an Bord Feuer ausgebrochen war.
Bruch hatte damals auf Wrangel-Island (einer Insel nordwestlich der Beringstraße) allerdings eine Landzuge entdeckt, die bis dahin auf keinen Seekarten verzeichnet war. Der Kapitän des Schiffes hatte sie zu seinen Ehren „Bruch-Spit“ (Spit wie Bank oder Sandbank) genannt, was auf der alten Seekarte, die im Stadtarchiv ausgestellt ist, auch zu sehen ist. Auf neueren Karten ist die Bruch-Spit nach Recherchen von Dr. Wölk allerdings nicht mehr zu finden. Die ehemaligen Landzungen sollen nur noch eine Schwemmland-ebene sein, die von Flüssen durchzogen ist.
Bruch hat die Reise überlebt. Durch seine Mithilfe beim Bau der Kabelbahn (Powell-Line) in San-Francisco ist ihm später sogar noch weiterer Ruhm zuteil geworden. Als er 1925 – und damit Jahre danach – noch einmal nach San Francisco zurückgekehrt ist, hatte die US-Zeitung „San Francisco Examiner“ unter dieser Überschrift berichtet: „Back Home. POWELL LINE BUILDER HERE.“ (Zurück zu Hause. Powell Line Erbauer ist hier)
Bruch war 1893 nach Deutschland zurückgekehrt und hatte die Altenbochumer Gaststätte seiner Eltern übernommen. Er starb am 11. Januar 1937, verwitwet und kinderlos.
Alle Informationen stammen aus dem Buch: Hundert sieben Sachen. Bochumer Geschichte in Objekten und Archivalien. Ingrid Wölk (Hg.), Klartext-Verlag, 29,95 Euro.