Aufstieg mit Pfeife
Die 18-jährige Elham Mehri ist Schiedsrichterin in der Fußball-Bezirksliga
Wenn Elham Mehri aufläuft, tanzen die Männer nach ihrer Pfeife. Die 18-Jährige vom SC Weitmar 45 ist eines der größten Schiedsrichtertalente im Kreis Bochum. Nun startet sie in ihre erste Bezirksliga-Saison - bei den Fußball-Senioren.
Wenn man sich gegen 22 Männer auf dem Feld, tobende Trainer am Spielfeldrand und maulende Zuschauer durchsetzen kann, muss man wohl ein besonders dickes Fell haben, oder? Elham lächelt. „Die Männer treten mir gegenüber respektvoller auf. Wenn ich meinen männlichen Schiedsrichterkollegen zuschaue, wundere ich mich manchmal, was die sich anhören müssen.“
Ihr Onkel brachte sie 2012 zum Pfeifen. Bis dahin hatte sie in der Mädchenmannschaft des SV Höntrop gekickt. Nach ihrem ersten Spiel als Schiedsrichterin war das Mädchen mit persischen Wurzeln angefixt. „Ich habe direkt den Schiedsrichterschein gemacht.“ Seitdem ist die 18-Jährige jedes Jahr „aufgestiegen“. Jugend- und Frauenspiele, Kreisliga B und A und jetzt die Bezirksliga. „Das wäre nicht möglich gewesen, wenn der Fußballkreis mich nicht so fördern würde“, sagt Elham bescheiden. Monatliche Schulungen, Fortbildungen für Frauen und regelmäßige Kaderlehrgänge sollen den Nachwuchs fit machen für die Plätze der Region.
Dabei ist es wohl Elhams besonderem Fingerspitzengefühl, dem guten Spielverständnis und auch ihrer intensiven Vorbereitung zu verdanken, dass sie immer höherklassiger pfeifen darf. Ein Spiel zu bewerten, falle ihr nicht schwer. „Wenn ich Zeit habe, gucke ich mir auch die Bundesliga an und schaue, wie die Schiedsrichter da die Situationen meistern.“ Was schlaucht, sei die Meckerei. „Aber wenn ich zurückblicke, habe ich mir früher zu viel gefallen lassen. Heute würde ich mir das nicht mehr bieten lassen“, sagt sie selbstbewusst. „Als Schiedsrichter musst du mutig sein und immer einen guten Spruch parat haben.“ Persönlich sei sie noch nie beleidigt worden.
Ein besonderer Moment aber war die erste Rote Karte. „Das zögerst du am Anfang hinaus, lässt länger als nötig spielen. Aber nach dem ersten Mal sitzen die Karten dann lockerer“, sagt Elham und schmunzelt.
Bis zu dreimal die Woche pfeift die Weitmarerin Fußball-Spiele. Zusätzlich geht die Abiturientin ins Fitnessstudio und joggt, um konditionell auf der Höhe zu sein. Nach ihrem Abitur will Elham zur Polizei oder zum Zoll - und ihre Schiedsrichter-Karriere soll auch nicht zu Ende sein. „Ich will natürlich ganz nach oben.“ Sprich: in die Bundesliga.