In Eppendorf wird Kaffee geröstet
Wer in der Rathenaustraße entlang fährt, kann rund um die Hausnummer 8 den wunderbaren Geruch von frisch geröstetem Kaffee riechen. Zu sehen ist aber erst einmal nichts. Etwas versteckt hinter einer Einfahrt liegt ein echter Geheimtipp: „three years, one day“, eine familiengeführte Rösterei mit eigenem Café. Es lohnt sich, den kleinen Umweg in Kauf zu nehmen.
Im April haben Hans-Peter Selbach und sein Sohn Tobias in der ehemaligen Hähnchen-Braterei eröffnet. Das Duo hatte schon länger nach einer passenden Örtlichkeit gesucht, denn die Idee hat sich über die Jahre steil entwickelt. Angefangen hat alles 2011 in der Garage von Hans-Peter Selbach.
Der 61-Jährige war immer ein Kaffeeliebhaber, doch so richtig zufrieden war er mit fertigen Mischungen nie. Auch der Magen machte mit der Zeit Probleme. Also versuchte es der Industriekaufmann, inspiriert von einem Besuch in einer Kaffeerösterei im Allgäu, auf eigene Faust. Und als Heimwerker greift man auch mal zu ungewöhnlichen Mitteln. So entstand in einem Popcorn-Automaten die erste eigene Kaffeeröstung.
Nach den ersten Versuchen wurde das Endprodukt immer besser. So gut, dass sich die Selbachs einen richtigen Trommelröster anschafften. Mit jeder neuen Mischung reifte der Gedanke, andere Menschen daran teilhaben zu lassen und eine Geschäftsidee daraus zu machen. Das wurde nun mit der Rösterei samt Café endgültig umgesetzt.
Die Selbachs haben über die Jahre viele eigene Mischungen kreiert, zu den beliebtesten zählt heute die Espresso-Mischung „Rathenaustraße“, die ihre Wurzeln in Äthiopien, Brasilien und Ecuador hat. Die Selbachs kaufen die Kaffeebohnen von Importeuren, die direkt mit den Bauern aus den Herkunftsländern arbeiten. Dabei achten sie auf fair gehandelte Rohprodukte und eine besondere Qualität. Denn die Bohnen werden ebenso besonders verarbeitet.
Bei industriellen Röstverfahren befinden sich die Bohnen rund sieben Minuten in der vollen Hitze. Eines der Geheimnisse ist das schonende Verfahren, das je nach Mischung bis zu 15 Minuten dauert. Die Temperatur von 200 Grad wird dabei zu Beginn wieder heruntergefahren, bis die Bohnen die Wärme aufgenommen haben. Erst dann wird geröstet. Das Ergebnis ist optisch eher hell und in den Geschmacksnoten sehr intensiv, teils fruchtig. „Die besonderen Aromen können sich komplett entfalten, die Bohne wird nicht tot geröstet“, erklärt Tobias Selbach: „Außerdem bilden sich keine Säuren, die auf den Magen schlagen.“
Der Beginn von „three years one day“ ist gut angelaufen, Freitag (16-19 Uhr) und Samstag (10-16 Uhr) ist geöffnet. Verkauft werden Kaffee, Espresso, Kaffeekirschentee und natürlich die selbst gerösteten Bohnen, auf Wunsch auch gemahlen. Für die Zukunft könnten sich die beiden vorstellen, öfter vor Ort zu sein. Noch läuft alles nur nebenberuflich. Doch wenn mehr Menschen der Nase vertrauen und dem Geruch an der Rathenaustraße folgen, kann aus einem Geheimtipp schnell ein Trend werden.
Der Name „three years one day“ steht für die Zeit, die Tobias Selbach als Wandergeselle verbrachte. Angefangen hat er 2010 in der Schweiz, danach ging es quer durch Europa und zum Abschluss nach Neuseeland. Bis Oktober 2019 hat er in einer Zimmerei gearbeitet, momentan widmet er seine volle Energie dem Laden. Seine handwerklichen Fähigkeiten hat der 31-Jährige schon eingebracht. Fast die ganze Einrichtung hat er aus Resthölzern gezimmert. Die Hocker etwa sind ehemalige Treppenstufen.