Fairer Handel mit dem Fahrrad
Kaffee geht immer“, sagt Manfred Raasch und schmunzelt. Der 66-Jährige ist mit seinem Fahrrad, das er mit reiner Muskelkraft bedient, der Lieferdienst der „Eine-Welt-Gruppe“ in der Evangelischen Kirchengemeinde Eppendorf-Goldhamme. Im Gemeindehaus „In der Rohde“ hat diese nicht nur ihren Standort, sondern betreibt dort auch eine Regalzeile mit fair gehandelten Produkten der GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH). Alle Einnahmen aus dem Verkauf unterstützen wiederum eins zu eins die Arbeit der „Voluntarias Alemanas“ (Deutsche Freiwillige Helfer) im Hospital del Niñ, La Paz in Bolivien. Außer Kaffee, den Raasch den Menschen im Stadtteil liefert, transportiert er vor allem Schokolade, Tee oder Gebäck. „Manchmal auch Wein und die neue CD unseres Posaunenchorleiters Rainer Scheibe, die er jüngst eingespielt hat“, sagt der ehemalige Lehrer für Religion und Geschichte.
Passend zur Weihnachtszeit hatte er auch fair gehandelte Schoko-Weihnachtsmänner im Angebot. Ausgeliefert wird immer mit dem Fahrrad – fast immer. „Nur als ich mal einige Flaschen Wein mehr ausliefern musste, kam ich an meine körperlichen Grenzen und nahm lieber das Auto“, gibt Raasch zu. Schließlich betreibt er seinen Lieferdienst für die Gemeindegruppe als Hobby und ehrenamtlich. „Ich liefere aber nur in Eppendorf aus“, betont der Ruheständler. Die „Eine-Welt-Gruppe“, die sich vor rund 30 Jahren in der Gemeinde gründete, ist sein Herzensanliegen. Ihr gehört Raasch inzwischen selbst seit rund 29 Jahre an. „Mir ist der faire Handel, der Menschen in der ganzen Welt dabei unterstützt eine eigene Lebensgrundlage aufzubauen, wichtig“, sagt er.
Seinen Lieferdienst gibt es seit März, aus der Not heraus in der Corona-Pandemie entstanden. „Seit 30 Jahren organisiert unsere Gruppe einen ‚Fairen Frühlingsmarkt‘ kurz nach Ostern. Das Jubiläum wollten wir feiern, aber das konnten wir wegen des ersten Lockdowns nicht“, erzählt Raasch. Die Aktiven hatten aber bereits entsprechend eingekauft, doch das Gemeindezentrum und somit der Verkaufsstand waren zu und es fand kein Besuchsverkehr mehr statt. Einige der Produkte hatten zudem ein Verfallsdatum – da kam Raasch die Idee mit dem Lieferdienst. Das Gemeindemitglied erstellt und überarbeitet seither regelmäßig eine Warenliste, die über den Hirtenbrief versandt wird und darüber hinaus in den Schaukästen der Gemeinde aushängt. Wer etwas benötigt, ruft bei Raasch an. „Das darf durchaus etwas mehr sein“, sagt der rüstige Rentner, denn zuletzt kam er nur auf zwei Lieferungen pro Woche. Lieferdienst per Fahrrad gehört übrigens zu seiner Vertriebsphilosophie dazu. „In Zeiten des Klimawandels, der vor allem die südlichen Länder vor riesige Probleme stellt, soll mein ökologischer Fußabdruck nicht größer als nötig sein“, sagt Raasch.
Kontakt: Tel. 0234 – 412622 / Fax. 0234 – 941 36 26 / Mail: raasch.sippe[-a-t-]gmx.de