Geschichte trifft Gegenwart
Das Haus Weitmar ist einer der geschichtsträchtigsten Orte
In Bochum gibt es kaum einen Ort, an dem Geschichte und Gegenwart dermaßen miteinander verbunden sind wie im Schloßpark Weitmar. Aus den Schloßruinen von Haus Weitmar erhebt sich heute mit dem Kubus ein moderner Bau. Drumherum reihen sich das Museum unter Tage und die Überreste der Sylvesterkapelle in das Spiel von neu und alt ein. Diese Konstellation wird in Bochums Historie eingehen, dabei ist schon die Vergangenheit von Haus Weitmar reich an spannender Geschichte.
„Es ist einer der wichtigsten historischen Orte in Bochum“, sagt Hans Hanke, der sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigt. Den Kunsthistoriker der Ruhr-Uni und Referent am Landesamt für Denkmalpflege fasziniert vor allem die Vielseitigkeit im Schloßpark: „Es ist ein entspannter Ort mit seiner Ruinen-Romantik und gleichzeitig spannend, die vielen Facetten zu entdecken.“
Die Geschichte von Haus Weitmar beginnt vor der Jahrtausendwende als Lehnsgut. Der Schultenhof - ein Bauerngehöft mit Haupthaus, Kapelle und Wassergraben - gilt als Keimzelle Weitmars. Das gesamte Gebiet, inklusive des Weitmarer Holzes, gehörte zur Abtei Werden. Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, als der Hof als Rittersitz ausgebaut wurde, zogen Adelsfamilien auf das Grundstück. 1464 war es Wennemar von Hasenkamp, der das Rittergut Weitmar mit dem Bau eines Wohnhauses ins Rollen brachte.
Die heutige Ruine geht auf Johann von Hasenkamp zurück, der 1592 auf dem alten Hofplatz ein zweistöckiges Herrenhaus mit Wassergraben errichten ließ. Nachdem 1765 der letzte von Hasenkamp verstorben war, wechselte das Haus dreimal den Besitzer. Vom Kloster Werden zu Friedrich Goswin von Vaerst und 1780 zu Friedrich von Berswordt-Wallrabe, dessen Familie noch heute Eigentümer ist.
Auch die Sylvesterkapelle hat eine interessante Geschichte. Wann genau sie erbaut wurde, ist nicht nachvollziehbar, die erste Erwähnung findet sich im Jahr 1397. Zunächst katholische Filialkirche, ging sie später der Luthergemeinde zu. 1534 fand in der Kapelle der erste evangelische Gottesdienst in Bochum statt. Mit der Fertigstellung der Matthäuskirche 1868 wurde die Sylvester-
kapelle aufgegeben und zwölf Jahre später an Ludwig von Berswordt verkauft. Am 13. Mai 1943 änderte sich die Historie von Haus Weitmar drastisch: Sechs Fliegerbomben trafen die Häuser. Bis auf die Grundmauern blieb nicht viel stehen, unersetzliche Werte gingen verloren. Mit viel Einsatz wurden die Reste gerettet und mit neuen Ideen belebt. Durch die Freigabe für die Öffentlichkeit und die Gründung der „Galerie M“ vor Jahren fanden immer mehr Kunstwerke
ihren Weg in den Park. Hinzu kamen der Kubus (2010) und das Museum unter Tage (2015). Das soll nur der vorläufige Höhepunkt einer neuen Geschichte des Haus Weitmar sein.