Grau statt grün? Kritik an Bau-Plänen
Die Neubaupläne von Vonovia in Weitmar-Bärendorf schlagen weiter hohe Wellen. Anwohner und auch Politiker haben die Sorge, dass „hier alles zugebaut wird“. Doch das Wohnungsbauunternehmen
beschwichtigt: Die Pläne liegen auf dem Tisch, beschlossen sind sie noch nicht. „Wir schauen in die Quartiere, wo wir etwas entwickeln können“, sagt Regionalbereichsleiter Michael Klöppsch. In Weitmar-Bärendorf entwickelt Vonovia bereits seit Jahren. Zahlreiche Immobilien gehören dem Dax-Konzern dort, seit 2018 gibt es umfangreiche Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen.
Das Viertel trägt den Namen „Bärendorfer Bögen“. Und die sollen, so bestätigt Vonovia, umfangreich erweitert werden (Vor-Ort…September). „Die Quartiersaufwertung hat viel Gutes für die Mieter und die Eigentümer, es passiert einiges“, sagt Klöppsch. Im Kaulbachquartier sollen unter anderem 120 Wohnungen durch Neubauten und die Aufstockung bereits vorhandener Mehrfamilienhäuserentstehen (Foto: rosa Markierung). Zudem werde an der Kaulbachstraße/Ecke Knoopstraße eine Kindertagesstätte gebaut (Klöppsch: „Wir kriegen nur Mieter, wenn das Umfeld stimmt.“) und ein neues Quartierhaus soll neben Wohnungen auch Platz für einen Bäcker und einen Kinderarzt bieten. „Ich glaube, da entsteht insgesamt etwas Cooles.“
Ebenfalls auf der Agenda steht die Erschließung der Grundstücke zwischen der Kaulbachstraße und Brantropstraße sowie Neubauten auf einer grünen Fläche. Bislang verpachtete Gartenparzellen sollen mit Doppelhaushälften und einem Mehrfamilienhaus bebaut werden. Kritik an dem Bauvorhaben weist Klöppsch zurück, besonders, dass ein an ein Privatgrundstück grenzender Mehrfamilienhaus-Neubau ein „No-Go“ sei. „Der Neubau wäre nur dreigeschossig, sicherlich ist auch dies für die direkten Eigentümer eine Veränderung. Aber ich wehre mich generell gegen ein vermeintliches ‚Recht auf einen Erhalt einer bestehenden Situation‘“, sagt Klöppsch.
Die Anwohner an der Brantropstraße haben in den Sommerferien per Posteinwurf davon erfahren, dass ihre angepachteten Gärten gekündigt und bebaut werden sollen. Klöppsch räumt ein: „Die Anschreiben waren wirklich nicht gut. Da müssen wir uns als Konzern an die eigene Nase fassen. Aber in der Sache ist es etwas Positives, weil wir als Kompensation eine Teilfläche angeboten haben. Zu einem Preis, der deutlich unter dem Bodenrichtwert liegt.“ Laut Vonovia haben bislang elf von 15 Interessenten ihre Kaufabsicht signalisiert. Obwohl Anwohner kritisieren, dass der Preis „für ein Stück Garten“ mit 270 Euro pro Quadratmeter zu hoch sei.
Ob es tatsächlich zu Neubauten zwischen der Kaulbachstraße und Brantropstraße kommt, ist offen. „Bislang ist es nur ein Entwurf. Wir haben eine Idee, wissen aber nicht, ob es zu 100 Prozent klappt“, sagt Klöppsch. Es müsse das B-Planverfahren abgewartet werden, dem die Politik zustimmen muss. Doch in der (Bezirks)Politik hat sich der Wohnungsbaukonzern zuletzt keine Freunde gemacht.
„Die Sprachregelung vor Ort ist eine andere, als das, was der Bezirksvertretung vorgestellt wurde“, sagt Bezirksbürgermeister Marc Gräf. Besonders ärgere ihn, dass eine Grünfläche verschwinden soll – auch wenn es dafür Ersatzpflanzungen geben werde. „Da kann man nichts mehr neu pflanzen. Da ist alles zugepflastert, da wächst doch kein Baum mehr.“ Und die Weitmarer SPD-Politikerin Birgitt Kirchhoff (SPD) betont: „Die Bürger müssen in ihrem Viertel das Gefühl haben: ‚Hier bin ich zu Hause.‘ Aber das Gefühl kommt ihnen abhanden.“ In der vergangenen Sitzung hat die Bezirksvertretung Südwest überraschend den Verkauf eines Grundstücks an der Brantropstraße (zwischen Nummer 35 und 37) an Vonovia abgelehnt. Dort sollte ein Mehrfamilienhaus entstehen. „Es ist doch kontraproduktiv, jedes noch so kleine Fleckchen zu bebauen“, kritisiert Kirchhoff.