Helfen statt Urlaub
Viele kennen sie vom Urlaub an der Nord- oder Ostsee, manche mussten vielleicht schon ihre Hilfe in Anspruch nehmen. In rot-gelben Farben gekleidet und mit dem Adler als Wappentier wachen sie von Türmen und den Rettungsbooten über die Badegäste: die Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs- Gesellschaft (DLRG). Zwar ist ihr Anblick beim Strandurlaub per se nichts besonderes, aber was viele nicht wissen: Auch Bochumer arbeiten an der Küste und unterstützen die ansässigen Wachmannschaften.
In den Vorjahren leisteten Bochumer DLRG-Mitglieder bis zu 3.000 Arbeitsstunden jährlich an der Küste - ehrenamtlich. „Die DLRG-Ortsgruppen an der Küste sind gar nicht in der Lage, genügend Personal zur Verfügung zu stellen. Deshalb helfen regelmäßig Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet aus“, erklärt der Sprecher der Ortsgruppe Linden-Dahlhausen e.V., Torsten Kelle, der früher selber seinen Einsatz an der Küste leistete. Mittlerweile übernimmt diesen Job die nächste Generation, unter anderem Kelles Tochter Rebecca.
Die 18-Jährige hat bereits einige Einsätze am Meer hinter sich. Erst kürzlich, über Fronleichnam, war die Rettungsschwimmerin vier Tage an der Lübecker Bucht im Einsatz, im Kurort Schardebeutz an der Ostsee. Schon mit 16 Jahren reiste sie für zwei Wochen an die Ostsee, mit 17 Jahren für drei Wochen. „Das ist eine Art zweite Familie, wie ein zweites Zuhause für mich. Ich habe viele Freunde dort gefunden und kenne inzwischen fast aus jedem Bundesland jemanden“, sagt Rebecca, die auch in diesem Sommer Regelwachdienst an der Küste leistet.
Für die jungen Helfer ist die Zeit an der Nord- oder Ostsee aber kein Urlaub. Der Tagesablauf ist dicht getaktet und beginnt bereits um acht Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück. Anschließend wird die Ausrüstung geprüft und wenig später werden die Wachtürme an den Stränden besetzt. Erst nach rund acht Stunden wird der Wachbetrieb am Strand eingestellt – danach folgt der „Adlerfrust“, ein gemütliches Beisammensein mit Aufarbeitung des Tagesgeschehens. Während des Dienstes kann nämlich auf die Retter viel zukommen.
Auch dem 18 Jahre alten Billy Brockmann aus Dahlhausen, der bereits in Damp und Wyk auf Föhr im Einsatz war, sind schon mitunter skurrile Einsätze widerfahren. „Einmal stand ein Mann im Wasser, der eine ausgekugelte Schulter hatte und durch lautes Schreien auf sich aufmerksam gemacht hat“, erzählt der erfahrene Rettungsschwimmer, der damals san der Rettung beteiligt war. Für Kelles zweite Tochter Carolin und ihre DLRG-Kollegin Amelie Gräf geht es indes in diesem Sommer zum ersten Mal an die Küste.
Die beiden 16-Jährigen sind in der Gemeinde Schönberg an der Ostsee im Einsatz. „Wir sind beide etwas nervös, hoffen aber, eine tolle Zeit dort zu verbringen“, sagt Amelie. Und wer weiß, vielleicht wird sie ja sogar einem Bochumer auf Reisen ihre helfende Hand anbieten.