Kennenlernen in der Kantine
Im Medienhaus treffen sich Kreative und Hungrige zum gemeinsamen Mittagessen
Wenn Symphoniker neben Schreinern sitzen, Studenten der Populären Musik neben Schauspielern und Architekten, dann ist Mittagessenzeit. Inga Habicht und Philipp Bracht sorgen mit ihrer „Wohnküche“ dafür, dass im Medienhaus an der Prinz-Regent-Straße was Anständiges auf die Gabel kommt.
Mittwochs beleben die zwei die kleine Kantine im Industriechic mit ihrem Menü des Tages. Tomatensuppe mit Basilikumschaum, Couscous-Salat mit Cranberry-Minzjoghurt, Kirschquark mit Schokolade. Die fleischlose Variante kommt an diesem Tag auch bei den Männern gut an. „Danach kannst du gut weiterarbeiten, ohne ins Koma zu fallen“, sagt Michael Mans, der für die Öffentlichkeitsarbeit am Prinz Regent Theater zuständig ist. Neben ihm hat Gereon Ewen Platz genommen. Er ist Praktikant einer Schreinerei um die Ecke. „Ich versuche noch, die Kollegen zum Mitkommen zu überreden.“
„Wo lernen sich die Leute besser kennen als in der Kantine“, fragt Romy Schmidt, die Intendantin des Prinz Regent Theaters. Es war ihre Idee, die vielen unterschiedlichen Menschen des Medienhauses regelmäßig an einen Tisch zu bekommen. „Hier soll ein Kreativquartier entstehen. Dafür muss man aber mehr tun, als nebeneinander im Büro zu sitzen.“ „Es gab bisher keinen Treffpunkt, man wusste nie, wer wo arbeitet. Jetzt kommen wir jeden Mittwoch“, sagt Dorette Gonschorek, die bei Roof Musik arbeitet und so auch schon mal bei einem Konzert der Kollegen gelandet ist.
Habicht und Bracht sind seit zwei Jahren mit ihrem Wohnküchen-Anhänger unterwegs. „Wir wollten weg vom fettigen Fast Food. Bei uns gibt es eine leichte Küche aus guten Sachen“, sagt Bracht. „Im Medienhaus können wir uns kreativ austoben, jede Woche gibt es etwas anderes.“ Zwischen 12 und 14 Uhr füllen und leeren sich die Tische, rücken Leute zusammen. Im kleinen Innenhof trifft sich Romy Schmidt auf eine Zigarette mit Kollegen. Hans Nieswandt, der künstlerische Leiter des Instituts für Populäre Musik, kündigt an, dass er gleich mit zehn Leuten vorbei schauen werde. „Gut, dass ihr heute wieder da seid“, sagt er. Feste Preise gibt es übrigens nicht. Ein Körbchen steht bereit, in das jeder werfen soll, was ihm das Essen Wert war. „Das war unfassbar gut“, ruft ein Gast dem Wohnküchen-Team zu, während er hinaus eilt.
Wer mittwochs Hunger auf Leichtes hat, kann ins Medienhaus kommen. „Nicht nur für Leute, die hier arbeiten“, sagt Schmidt. „Der Treff ist offen für alle.“ Je gemischter die Gäste, umso interessanter die Kontakte.