Liebe statt Beruf
Marco Mansutti kocht nicht mehr in Eppendorf
Arrivederci Eppendorf: Marco Mansutti hat sich mit der „Vinothek“ verabschiedet. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt der 54-Jährige. „Denn ich habe hier auch viele Freunde gefunden.“ Mansutti war erst 2015 nach Eppendorf gekommen, um sich seinen lang gehegten Traum von einem neuen Lokal zu erfüllen, in dem man die italienische Küche wiederspiegeln kann. Das alte Fachwerkhaus in der Finkenstraße passte genau zu seinen Vorstellungen. Dass er hier der Liebe seines Lebens begegnete, ist für ihn das schönste Geschenk.
„Ich erinnere mich genau an den Abend im August 2016, als ich diese tolle Frau kennengelernt habe“, schwärmt Mansutti. An jenem Tag hatte er bereits mehrere Stunden in der Küche gestanden und gekocht. Irgendwann war es Zeit für eine Pause. Wie üblich, mischte sich der Gastronom unter die Gäste. „Ich bin von Tisch zu Tisch gegangen, habe mich von der Zufriedenheit meiner Gäste überzeugt, wodurch sich das eine oder andere intensivere Gespräch ergab“, erzählt der 54-Jährige. Auf diese Weise habe auch das Gespräch zwischen Anja Reile und ihm begonnen - und irgendwie habe es gleich gefunkt.
Eine Freundin hatte ihr spontan vorgeschlagen, an diesem Abend nach Eppendorf zu fahren. „Wir lieben mediterrane Speisen und genießen es, einen guten Wein in gemütlicher Atmosphäre zu trinken“, sagt Reile. „Im Gegensatz zu mir kannte meine Freundin Marco und seine Vinothek schon eine ganze Weile und wusste, dass dort zu finden ist, was wir suchten.“
Für Mansutti ist dieser Abend eine der wenigen, schönen Erinnerungen, die er mit dem Ortsteil Eppendorf verbindet. „Unternehmerisch bin ich mit meiner Idee, im Ortskern von Eppendorf ein Wein- und Ess-Lokal zu betreiben, gnadenlos gescheitert“, gibt er ehrlich zu. Und seine Freundin Anja ergänzt: „Dem Restaurant fehlte von Anfang an die Resonanz.“
Einen Grund für die mangelnde Aufmerksamkeit sehen Mansutti und seine Lebensgefährtin in der lange andauernden Bauphase für den Kreisverkehr Am Thie mit zahlreichen Straßen-Sperrungen. Die Bauarbeiten hätten es seinen Kunden in dieser Zeit fast unmöglich gemacht, das Restaurant zu erreichen, geschweige denn einen Parkplatz in der Nähe zu finden. „Von Seiten der Stadt sah sich niemand in unmittelbarer Verantwortung“, beklagt Mansutti. Ausgleichszahlungen wurden als unternehmerisches Risiko abgelehnt. „Ich habe während dieser Zeit in Eppendorf keinen Cent für die eigene Tasche verdient. Die Einnahmen haben gerade einmal die Ausgaben des Personals, des Stroms, der Krankenkasse und die Miete gedeckt“, sagt Mansutti. „Das hat mich am Ende in die Knie gezwungen.“
In dem unter Denkmalschutz stehende Fachwerk-Gebäude an der Finkenstraße, das in den vergangenen Jahrzehnten verschiedenen Gastronomen als Lokalität diente, werden künftig Gebäude geplant statt Menüs kredenzt. Das Fachwerkhaus wurde zwischenzeitlich von einem Architekten gekauft.