St. Johannes wird ab März saniert
Wenn das mal keine gute Nachricht ist: Knapp vier Jahre sind vergangen, seit die Glocken von St. Johannes zum letzten Mal geläutet haben. Jetzt wird die Sanierung des Glockenturms in Angriff genommen. Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Arbeiten schon im März beginnen.
„Wir gehen von sieben Monaten Bauzeit aus“, sagt Martin Bernhardt, der die Arbeiten für das beauftragte Kölner Statikbüro Schwab-Lemke koordiniert. Im Oktober sollen die Arbeiten weitgehend abgeschlossen sein. „Dann wird es ohnehin zu kalt für den Spezialmörtel, der dort zum Einsatz kommt.“ Bernhardt ist zuversichtlich, dass die Glocken spätestens in der Weihnachtszeit wieder erklingen werden.
Gleichzeitig mit dem Glockenturm wird auch die Sanierung des gesamten Kirchdachs in Angriff genommen. Während dieser Arbeiten muss die Kirche zweitweise komplett geschlossen werden. „Das Dach des Kirchenschiffs ist in einem sehr schlechten Zustand“, erklärt Architekt Christoph Harder, der die Sanierungsmaßnahmen am Dach der St. Johannes-Kirche für das Architekturbüro Harder-Architekten aus Hagen begleitet und koordiniert.
Es war im Frühjahr 2017, als es die ersten Alarmzeichen gab. Bei Fege-Arbeiten vor der Kirche waren Gemeindemitgliedern walnussgroße Zementstücke aufgefallen, die aus Rissen stammten, die sich ganz oben neben den Mauerluken des Glockenturms aufgetan hatten. Als Sofortmaßnahme war damals sofort ein Bauzaun um den Glockenturm gestellt worden. Danach wurde auch das Läuten eingestellt. „Eine Vorsichtsmaßnahme“, hieß es damals von der Gemeinde. Was folgte, waren Untersuchungen, Berechnungen, interne Abstimmungen. Bis das Bistum schließlich grünes Licht für die Sanierung gab, sollte noch eine ganze Weile vergehen.
Doch nun ist es soweit. Im März wird die St. Johannes-Kirche komplett eingerüstet. Das Problem am Glockenturm sind Vierkantprofile aus Stahl, die beim Bau in das Mauerwerk eingesetzt worden sind. Die Überdeckung bestand allerdings nur aus einem halben Stein. „Außerdem war der Stahl damals ganz schlecht gegen Korrosion geschützt“, so Bernhardt. Und so kam, was kommen musste. Über die Jahre hinweg drang Feuchtigkeit ins Mauerwerk ein, der Stahl begann zu rosten, dehnte sich aus, drückte Mörtel und Steine nach außen. „So konnte immer neues Wasser eindringen und die Situation ist eskaliert.“ Mit Holz und Spanngurten wurde für den Turm zwar eine provisorische Korsett-Lösung gefunden, Schwingungen durch läutende Glocken mussten aber unbedingt vermieden werden.
Wie es nun weitergeht? „Die Mauerschale wird abschnittsweise geöffnet“, so Bernhardt. „Danach werden die rostenden Metallteile ausgebaut.“ Neues Eisen wird anschließend nicht eingesetzt. Diesmal soll der Stahl von innen vor das Mauerwerk gesetzt werden. Damit sei die Statik in Zukunft gewährleistet, die Optik des Turms aber nicht beeinträchtigt. „Es muss natürlich vorsichtig gearbeitet werden“, so Bernhardt. Doch mit derartigen Arbeiten habe man bereits Erfahrung.
Das Kölner Statikbüro Schwab-Lemke hat sich auf die Sanierung historischer Gebäude spezialisiert. Bei der Begehung des Glockenturms war den Statikern übrigens auch eine kleine Holzhütte aufgefallen. Sie steht auf der Stahlbetondecke, die beim Bau des Turms über den Glocken eingezogen worden ist. Darüber befindet sich heute das kupferne Spitzdach, das erst viel später aufgesetzt worden ist. Diese Hütte – mit Tür und Schlitzen – könnte noch der alte Fliegerbeobachtungs- Stand aus dem 2. Weltkrieg sein, der 1940 auf dem damaligen Flachdach des Turms errichtet worden ist.
Während am Glockenturm Stein für Stein vorgegangen werden muss, wird am Kirchendach sofort großflächig gearbeitet. „Das gesamte Dach wird abgedeckt“, so Architekt Harder im Gespräch mit VorOrt. Es sei vor rund 70 Jahren mit Faserzementplatten (auch als Eternitschiefer bekannt) eingedeckt worden, die zum Teil ziemlich porös geworden seien und sich auch lösen könnten. „Außerdem gibt es extrem viele Reparaturstellen.“
Bereits jetzt sickere an mehreren Stellen Feuchtigkeit durch. Ein Schwamm im Gebälk – wie in vielen anderen Bochumer Kirchen – wurde allerdings zum Glück nicht festgestellt. Trotzdem müsse auch am Dachstuhl nachgearbeitet werden. „Der historische Teil ist in Ordnung“, so Harder. Für den neueren Teil könne das allerdings nicht gesagt werden. Weil die Arbeiten seinerzeit nicht ganz zu Ende ausgeführt wurden, müsse aus statischer Sicht nachgebessert werden. Ein Risiko bestehe allerdings nicht. „Der Dachstuhl hat immer gehalten und er wird auch weiter halten.“
Das Dach selbst wird später mit einer Folie abgedichtet und mit neuen Faserzementplatten eingedeckt. „Naturschiefer wäre natürlich schöner“, sagt Harder. „Aber das gibt die Statik leider nicht her.“ Naturschiefer sei einfach zu schwer.
Auch die Wärmedämmung der Decke im neueren Bereich der Kirche wird erneuert. Im historischen Teil, in dem die Gewölbe gemauert sind, sei das nicht nötig. Der Energiegewinn würde sich kaum rechnen, außerdem könnten bauphysikalische Probleme (zum Beispiel Schwitzwasser) auftreten.
Für die Dauer der Dämmarbeiten muss die Kirche komplett geschlossen werden. „Auch die Bänke und die Orgel müssen abgedeckt werden“, erklärt Harder. Die hölzerne Deckenfläche sei nicht komplett staubdicht konstruiert worden. Doch damit nicht genug. Auch die mit Kupfer eingedeckten Dachhäuser nach Westen müssen neu eingedeckt werden. „Kupfer hält zwar eigentlich ewig“, so Harder. Die Arbeiten seien damals allerdings nicht fachgerecht ausgeführt worden. Auch hier gebe es bereits zahlreiche Reparaturstellen. Die Arbeiten am Dach des Kirchenschiffs sollen gegen Ende des Sommers abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten für Dach und Glockenturm belaufen sich nach ersten Berechnungen auf knapp eine Million Euro.