Stadt sperrt BMX-Bahn
Jugendliche sind sauer – Lösungsvorschläge werden gesucht
„Die Erwachsenen sagen doch immer, dass wir nicht vor der PlayStation hocken und lieber rausgehen sollen – doch dann nehmen sie uns unsere Möglichkeiten“, sagt der 14-jährige Lukas, der genau wie seine gleichaltrigen Kumpels Bengt, Julius und Pepe sauer ist. Sauer auf die Erwachsenen, besonders auf die Erwachsenen, die im Rathaus arbeiten. „Die haben einen Zaun um die BMX-Bahn gezogen, die ist abgesperrt“, berichten sie. „Das musste leider sein, weil es zu gefährlich geworden ist“, sagt Stadtbaurat Markus Bradtke.
Hintergrund: Die Stadt hatte vor Jahren auf der Holtbrügge eine öffentliche BMX-Bahn angelegt, deren Sprungschanzen einigen Jugendlichen aber nicht spektakulär genug waren und sie diese kurzerhand eigenmächtig ausbauten. Das war der Stadt, die in der Haftung steht, zu riskant und die Bahn wurde zurückgebaut – bis die Jugendlichen wieder Hand anlegten. Als Reaktion gab die Stadt die Bahn auf. Sie lag jahrelang brach. Bis vor zwei Jahren nun Lukas & Co. das Mountainbikefahren für sich entdeckten und die BMX-Strecke reaktivierten.
Den 14-Jährigen war sie jedoch auch nicht anspruchsvoll genug, auch sie bauten sich die Rampen in Eigenregie zurecht. Das Ergebnis: Manche Schanzen sind nun meterhoch, „dann kann man bestimmt drei, vier Meter durch die Luft fliegen“, erzählt Bengt, der aber ebenso wie seine Kumpels die Sprünge beherrscht.
Bis zu 25 Jugendliche fahren dort täglich. Es ist eine richtige Clique, die sogar die angrenzende „Off-Road“-Strecke für Kleinkinder wieder auf-gebaut hat.
Doch als die Stadt davon erfuhr, dass auf der Bahn – die einzige ihrer Art weit und breit – wieder gefahren und vor allem gesprungen wird, „da mussten wir handeln“, sagt Bradtke, und betont: „Für Leute, die nicht wissen wie man das nutzt, ist es zu gefährlich.“ Er selbst finde die Anlage „ja ziemlich cool, aber vor den Rampen habe ich Respekt. Da ist ein Niveau erreicht, dass wir nicht verantworten können.“ Wenn etwas passiert, haftet die Stadt. Daher wurde die Anlage im Mai mit einem versperrt. Zugang verboten. Der Zaun bleibt auch vorerst. Daran ändert auch ein erstes Gespräch aller Beteiligten Ende Mai nichts, als sich die Stadtverwaltung mit den Jugendlichen und deren Eltern traf und Lösungsvorschläge diskutierte.
„Das war ein konstruktives Gespräch in einer guten
Atmosphäre“, berichten beide Seiten. Es sei gegenseitiges Verständnis aufgebracht worden. Das gemeinsame Ziel sei, die Anlage zu erhalten. „Dafür muss eine haftungsrechtliche saubere Sache her“, sagt Stadtbaurat Bradtke.
Eine Idee ist, dass sich ein Verein gründet und die Stadt dem Verein das Gelände mit der BMX-Bahn überlässt. Ob die Anlage dafür dauerhaft eingezäunt werden muss oder ob Warnschilder reichen, muss geprüft werden. Bradtke jedenfalls zeigt sich nicht nur von der Anlage, sondern auch von Lukas, Bengt, Julius, Pepe & Co beeindruckt: „Das sind sehr motivierte Jugendliche, das ist eine gute Voraussetzung für eine gemeinsame Lösung.“