Unruhige Brückentage
Protokoll eines Versuchs in Dahlhausen, Verkehrsteilnehmer zu disziplinieren
Montag, 23. Oktober, 11 Uhr
Der Leiter des Tiefbauamtes, Christoph Matten, stellt das Lösungsmodell „Pontonbrücke“ vor und gibt den Fahrversuch frei. Eine Viertelstunde später stehen die ersten Autos aus Richtung Linden vor der neuen Ampel und befahren erstmals seit der Sperrung die Brücke. „Wir werden sehen, ob es mit der neuen Verkehrsführung so funktioniert, wie wir uns das gedacht haben“, so Matten.
Donnerstag, 26.Oktober, nachmittags
Die Öffnung der Brücke hat sich herumgesprochen. Das Verkehrsaufkommen nimmt zu. Bei einigen herrscht noch Verwirrung über die neue Einbahnstraßenregelung. Unzureichende Beschilderung wird von einigen Bürgern kritisiert. Radfahrer, die nach wie vor in beide Richtungen fahren dürfen, werden über einen Radweg und eine eigens eingerichtete Radfahrer-Ampel geleitet. „Daran muss man sich erstmal gewöhnen“, sagt ein Radfahrer.
In den folgenden Tagen wird der Radweg aus Richtung Dahlhausen immer öfter als Autofahrspur genutzt. „Es handelt sich hierbei um Autofahrer, die bewusst falsch herum in die Einbahnstraße einfahren und sich nach Gutdünken in den Verkehr einreihen, um so auf die Brücke zu gelangen“, sagt ein Mitarbeiter der Stadt. Die Überwachung mittels Kamera scheint diese Verkehrsteilnehmer nicht zu interessieren. Die Polizei verstärkt die Kontrollen.
Freitag, 9. November, 7.50 Uhr
Ein 7,5 Tonnen (und damit zu schwerer) LKW fährt Richtung Brücke und scheitert an der Begrenzung. Im Rückwärtsgang geht es die Lewacker Straße entgegen der Fahrtrichtung wieder hinauf. Es wird richtig eng. Ein Einzelfall? „Mit den LKW gibt es keine Probleme mehr, das haben wir im Griff“, sind sich Polizei und Stadt einig. Beim Verständnis der Autofahrer mangelt es nach wie vor.
Montag 13. November, 17.05 Uhr
Ein Lieferwagen steht etwas ratlos vor der Einbahnstraßenbegrenzung, dreht dann aber wieder um. Ein Motorrollerfahrer fährt unbeirrt auf dem Radweg weiter. Verkehrsregeln und Schilder scheinen nicht alle zu interessieren.
Dienstag, 14. November, nachmittags
Über die Medien fordert die Stadt Bochum die Verkehrsteilnehmer auf, sich an die Regeln zu halten. Dieser „Weckruf“ verhallt scheinbar ungehört.
Montag 20. November, morgens
Es wird eine „Stahlgleitwand“ errichtet, die „versehentliches Falschfahren“ verhindern soll. Zumindest die Radfahrer können sich auf ihrem Weg wieder sicher sein.
Mittwoch, 22. November
Eine weitere bauliche Maßnahme wird in Erwägung gezogen. Eine Ausweitung des Fahrversuchs ebenfalls. „Wenn wir das Verhalten einiger Autofahrer nicht in den Griff bekommen, müssen wir die Brücke wieder schließen“, betont ein Stadtsprecher nachdrücklich. Das will natürlich niemand. „Ich bin zuversichtlich, dass der Versuch nicht scheitern wird“, glaubt Bezirksbürgermeister Marc Gräf.
Es wird also weitergehen, das lange Ringen um eine tragbare Lösung an der Pontonbrücke.