Vom Zuschauer zum Schauspieler
So mancher hat im Thealozzi schon die Seite gewechselt
Es ist schon ein wenig eine Trutzburg, das ehemalige Schulgebäude an der Pestalozzistraße. Rundherum gab es mal ein ganzes Stadtviertel, das vor 30 Jahren der Abrissbirne zum Opfer fiel und der jetzigen Autobahn 448 Platz machen musste. „Malerisch“, wie die Theaterleute selbstironisch sagen, „liegen wir zwischen Friedhof, Schrebergärten, Sportplatz und Autobahn.“ Seit 35 Jahren schon wird im Kulturhaus Thealozzi Theater gespielt, improvisiert, musiziert, gedichtet und gelesen - frei von kommerziellen Vorgaben, Kultur im besten Sinne des Wortes gemacht.
Der 35. Geburtstag ist Anlass genug, zu feiern. Was die Thealozzi-Macher auch ausgiebig tun. Deshalb wird extra der beliebte Literaturabend unter dem bezeichnenden Titel „Idioten-Aquarium“ wieder zum Leben erweckt. Das Haus und seine Räume sind dabei verlässliche Mitspieler, sie werden durchstreift, belebt, berührt - und immer wieder erwartet das Publikum ein anderer Leckerbissen.
Im Laufe der vergangenen Jahre waren die Grenzen schon immer fließend. Nicht wenige Zuschauer, die eigentlich nur zum gucken und lauschen kamen, blieben und fanden sich plötzlich auf der anderen Seite wieder. Eine Maxime des Hauses lautet: „Man kann hier alles machen. Aber dann muss man auch alles machen.“
Und das macht den Reiz des Thealozzi-Hauses für alle Kunstschaffenden aus. Den Ideen sind nur wenige Grenzen gesetzt, aber alles läuft im Einklang mit den anderen Hausbewohnern, mit denen kommuniziert wird, um Hilfe gebeten oder einfach mit angepackt wird.
Die Klassenräume der ehemaligen Schule sind Proberäume, Aufführungsstätten, Örtlichkeit für alle möglichen künstlerischen Tätigkeiten.
Inzwischen ist das Thealozzi in der Stadt und der Region fest etabliert, aus dem Kulturkalender nicht mehr wegzudenken. Festivals, feste Kooperationen mit dem Fritz-Wortelmann-Preis, dem Theater Thespis, den BoSys, der IFAK und vielen anderen mehr beleben die Szene und die Kultur der Stadt.
Und das wird am langen Kulturwochenende vom 9. bis 12. November für alle sichtbar.