Alter Bauernhof vor dem Aus
EGR hat die Immobilie neben dem Vonovia-Gelände gekauft
Diese Nachricht hat Jubel ausgelöst: Vonovia, Deutschlands größtes Immobilienunternehmen, bleibt in Bochum – mit über 1.000 Arbeitsplätzen. Doch es gibt auch Schattenseiten. Mit dem Neubau der Firmenzentrale an der Universitätsstraße wird wohl auch einer der nur noch wenigen Bauernhöfe aus dem Stadtbild verschwinden. Die Entwicklungsgesellschaft Ruhr-Bochum (EGR), ein Tochterunternehmen der Stadt, hat den über 100 Jahre alten Hof Mitte Dezember aus privater Hand gekauft. Was mit dem Grundstück an der Querenburger Straße 75 passieren soll, ist zwar offiziell noch nicht bekannt. Die Bewohner wurden aber sofort informiert, dass es für sie auf dem Bauernhof keine Zukunft gibt. Sie werden schon bald ausziehen müssen. Möglicherweise soll die Fläche für Parkplätze genutzt werden. „Ich gehe davon aus, dass hier alles wegkommt“, sagt Hubert
Pollmüller. „Sonst hätte die Stadt den Hof ja nicht gekauft.“ Der 69-Jährige wohnt mit seiner Familie schon seit rund 40 Jahren hier. Alles ist tiptop gepflegt. Sogar das Mauerwerk wurde neu verfugt. „Das habe ich mit meinem Sohn nach Feierabend gemacht. Sonst wäre hier schon alles zusammen gefallen.“ Pollmüller war zwar nicht der Besitzer, aber er hat sich immer um alles gekümmert.
Noch grasen seine Pferde hinter dem Haus. Im Garten dreht sich ein kleines Windrad, Photovoltaikelemente produzieren umweltfreundlichen Strom. Früher sind die Mädchen aus der Nachbarschaft immer zum Reiten gekommen. Manche schwärmen noch heute davon. Doch die Idylle könnte schon bald Geschichte sein. Möglich, dass die EGR den Hof an der Querenburger Straße 75 nun ebenfalls an Vonovia weiterverkaufen wird. Genau, wie bereits die landwirtschaftlich genutzten Flächen außen herum. Das Immobilien-Unternehmen will schon 2017 mit dem Neubau seiner Firmenzentrale beginnen. Spätestens dann muss sich auch Landwirt Matthias Suthoff, der seinen eigenen Hof an der Havkenscheider Straße hat, nach einem neuen Feld umsehen. Im vergangenen Herbst hat er neben der Universitätsstraße noch einmal Winterweizen ausgesät. „Den werde ich im August auf jeden Fall auch noch ernten“, sagt er. Was danach kommt, ist ungewiss. Der Standort Querenburger Straße 75 ist übrigens von historischer Bedeutung. Nach den Aufzeichnungen der Stadt wurde an dieser Stelle schon im 17. Jahrhundert ein Hof errichtet. Er gehörte damals zum Hause Steinkuhl. Das Immobilienunternehmen Vonovia plant an der Ecke Universitätsstraße/ Wasserstraße den Bau einer neuen Zentralverwaltung sowie rund 500 Parkplätze. Der Mietvertrag für die bisherige Zentrale an der Philippstraße läuft 2018 aus.