Auf der Pirsch
Wenn Günni Sareyka morgens mit seiner Hündin Lilli die erste Runde geht, ist auch seine Kamera immer dabei. Sareyka ist passionierter Naturfotograf. Doch das war nicht immer so. Es ist die Liebe zur Natur, die ihn schon als Kind begleitet hat. „Mein Opa hatte ein Fotosammelbuch, das fand ich toll.“ Damals war er fünf oder sechs, als er sich die vielen Bilder von Rehen, Füchsen und Wildschweinen immer wieder angesehen hat. Mit Mitte 20 kaufte er sich schließlich seine erste Kamera. Eine Canon. „Die habe ich immer noch.“ Später, als die digitale Fotografie die analogen Bilder weggespült hat, stieg der heute 69-Jährige auf eine kleine Lumix um. „Damals habe ich noch die üblichen Bilder gemacht – Kinderfotos, Landschaften, Portraits.“ Doch es tauchten auch schon die ersten kleinen Tiere in seiner Sammlung auf. Libellen zum Beispiel, oder Eidechsen. „Irgendwann fand ich das mit den Reisefotos nicht mehr spannend genug“, erzählt Sareyka. „Deshalb habe ich versucht, mehr Tiere aufzunehmen.
Richtig „ernst“ wurde es vor drei bis vier Jahren. Er war mit seiner Frau auf einer Tour durch Skandinavien. „Eigentlich wollte ich den Sonnenuntergang aufnehmen.“ Er hatte sein Wohnmobil an einem See abgestellt – mitten in der Wildnis. „Ich wollte gerade wieder alles einpacken, da standen links von mir plötzlich zwei Elche.“ Sareyka kroch hinter ein Boot, versteckte sich. Die Elche kamen immer näher. Bis sie circa fünf Meter vor ihm standen. Als sie das Klicken seiner Spiegelreflexkamera hörten, blickten sie direkt in sein Objektiv. „Ich habe gedacht: Jetzt wird es interessant.“ Eine halbe Stunde hat er dort noch regungslos verharrt. Bis die Elche wieder abgezogen sind und er selbst von Mückenstichen übersät war. „Das waren bestimmt 50 Stiche – aber ich hatte die Fotos.“ Jetzt war die Leidenschaft endgültig geweckt. Nun wurde gezielt nach Orten und Plätzen Ausschau gehalten, um Wildtiere vor die Kamera zu bekommen. Dabei muss man gar nicht so weit gehen.
„Die Schrebergärten an der Petrikirche eignen sich sehr gut, um Vögel aufzunehmen, oder Kaninchen.“ Genauso wie das Lottental, das Königsbüscher Wäldchen oder der Botanische Garten. Dort, im Botanischen Garten, hat er Anfang August den selten gewordenen Eisvogel fotografiert. Auch einen Waldkauz – in Langendreer. Und Rohrdommeln am Ümminger See. Die ganz besonderen Bilder werden natürlich nicht im Vorbeigehen „geschossen“. Für die sogenannte Pirsch-Fotografie bedarf es nicht nur einer gewissen Vorbereitung („Man muss auskundschaften, wo die Tiere auftauchen könnten.“), sondern auch einer professionellen Ausstattung.
Bei Sareyka besteht sie aus Tarnanzug, Tarn-Poncho, Tarnmaske, Handschuhen, Stühlchen und Stativ. Auch sein „Ofenrohr“ hat er dann natürlich mit dabei: ein Objektiv mit 600er- Brennweite und entsprechend hoher Lichtstärke. Alles verstaut in einer Karre und einem Rucksack. „Es ist faszinierend“, erzählt er. „Wenn man so getarnt ist, nehmen einen die Tiere nicht mehr war.“ Es sei denn, man hat die Windrichtung nicht beachtet...
Als Tierfotograf wolle man die Tiere ja nicht stören. Deshalb müsse man immer sehr behutsam vorgehen. „Das Tierwohl muss immer über der Fotografie stehen.“ Dass er von Spaziergängern „entdeckt“ wird, kommt nur selten vor. Durch das große Objektiv, das übrigens auch mit einem Tarnüberzug „unsichtbar“ gemacht ist, sei er im Fall der Fälle aber ja auch immer sofort
als Fotograf zu erkennen. Und das Wichtigste? „Man muss viel Ausdauer und sehr viel Glück haben.“ Das sei nicht zu unterschätzen. Viele seiner Bilder entstehen auch im Oderbruch und im Naturschutzgebiet Unteres Odertal. Als nächstes möchte er gerne Hirsche während der Brunft fotografieren. In Mecklenburg-Vorpommern. „Da kommen sie bis auf den Strand.“ www.guenni-sareyka.de