Aufgeschoben, nicht aufgehoben
Eigentlich sollte die Bücherei an der Hattinger Straße 804 in diesem Jahr dank eines Umbaus zur modernsten Stadtbibliothek Bochums werden. Die Pandemie aber sorgt für Verzögerungen. Noch ist alles beim Alten, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Im kommenden Jahr sollen die Pläne umgesetzt werden. Als Pilotprojekt für die Stadtbibliotheken wird im Südwesten zuerst das Konzept einer „Open Library“ umgesetzt. Das bedeutet, dass Medien außerhalb der Öffnungszeiten ohne die Anwesenheit von Personal ausgeliehen werden können. Ein Chip im Buch und ein neues Eingangsportal, das mit einem Bibliotheksausweis betreten werden kann, machen es möglich.
„Die Leute können es nutzen, wie das eigene Wohnzimmer. Wir müssen da etwas loslassen, aber es ist nun mal die Bücherei der Bürger“, sagt Meheddiz Gürle, Leiter der Stadtbibliothek. Anfangs soll zu den neuen Zeiten noch ein Servicemitarbeiter vor Ort sein, um den Kunden als Ansprechpartner zu dienen. Ansonsten kann jeder nach eigenem Belieben stöbern. Die Servicezeiten mit Personal sollen trotzdem im gewohnten Umfang erhalten bleiben. Die Technik soll eher für Entlastung sorgen. „Wir bräuchten eigentlich sogar mehr Personal. Wir wollen durch das neue Konzept definitiv keine Stellen abbauen“, versichert Gürle. Auf die Unterstützung der Mitarbeiterinnen in Linden kann er zählen. „Wir stehen voll hinter dem Konzept und finden, dass dadurch der Service noch besser werden kann“, sagt Vera Rüdel, die Leiterin der Lindener Bücherei.
Um zu starten, müsste der Eingangsbereich umgebaut und der Bürobereich im hinteren Teil abgeschottet werden. Außerdem müssten Kameras installiert werden. Und weil die Bibliothek schon fast 20 Jahre alt ist, könnte auch noch die eine oder andere Neuerung drin sein, wie ein frischer Anstrich, neues Mobiliar oder ein Seminarraum. Doch wegen der ganzen Corona-Umstellungen muss die Umsetzung warten. Angepeilt wird nun Sommer 2021. „Wegen Corona hat sich alles nach hinten verschoben, aber es wird stattfinden. Vieles ist schon abgeklärt, und die Gelder sind bewilligt“, so Gürle.
Rund 120.000 Euro stehen für den Umbau bereit. Die Umbauten wären während der Pandemie schon jetzt von Vorteil, doch die Stadtbibliothek hat auch andere Möglichkeiten geschaffen, um unnötige Kontakte zu vermeiden. Neben der „Bib-To-Go“, bei der Medien vorbestellt und kontaktlos abgeholt werden können, gehört die „OnleiheRuhr“ dazu: Insgesamt 50.000 Bücher, Hörbücher, Zeitungen und Comics von Bibliotheken aus acht Städten lassen sich online lesen. Die Anmeldung ist unkompliziert, jeder kann nach der Registrierung sofort loslegen. „Egal, wie die Corona-Zahlen sind, diesen Service können wir immer anbieten“, sagt Gürle: „Wir werden weiterhin für unsere Kunden da ein. Das einzige, was momentan wegfällt, ist die Aufenthaltsqualität.“ Übrigens hat sich die Lindener Bücherei eine Alternative für den ausgefallenen Bücherflohmarkt einfallen lassen: Vor Ort lassen sich Bücher- und CD-Pakete günstig kaufen. Kontakt: 0234 - 940 96 84 oder www.bochum.de/Stadtbuecherei