Ein Quartier für Jung und Alt
„Das Haus bleibt stehen“, sagt Jochen Stahl bei der Vorstellung der Pläne, die der neue Eigentümer des historischen St. Josefs-Hospitals in Linden hat. „Das Bestandsgebäude wird kernsaniert, die historische Fassade bleibt erhalten. Es wird keinen Krankenhausbetrieb mehr geben, sondern die Kinder- und Jugendpsychiatrie wird dort unter anderem einziehen“, sagt Stahl, Geschäftsführer der ausführenden Projektgesellschaft ICG.
Die Projektgesellschaft aus Frankfurt hat das drei Hektar große Areal rund um die fast 140 Jahre alte Klinik vom ehemaligen Klinikbetreiber Helios gekauft. Das Gelände soll bis 2027 „zu einem nachhaltigen und generationsübergreifenden Quartier entwickelt werden“, sagt Sozialdezernentin Britta Anger. Im ehemaligen Krankenhaus, in dem bis Ende des Sommers noch Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht sind, wird nach der Kernsanierung die benachbarte Kinder- und Jugendpsychiatrie mit 43 stationären Plätzen einziehen. Hinzu kommt eine Tagesklinik mit weiteren 20 Plätzen. Auch die städtische Ferdinand-Krüger-Schule, die seit Jahren im Krankenhausgebäude ihre Schulräume für den Unterricht der kranken Kinder nutzt, bleibt in Linden.
Es wird aber doch keinen Schulneubau geben, sondern die Stadt mietet erneut Räume in dem Gebäude an. Neu gebaut werden sollen auf dem Gelände eine Turnhalle, eine Kindertagesstätte und ein dreigeschossiges Senioren- und Pflegezentrum mit 120 Plätzen sowie mehrere Mehrfamilienhäuser. Das Gebäude der bisherigen Kinder- und Jugendpsychiatrie soll abgerissen werden.
Sozialdezernentin Anger lobt die Pläne: „Das Krankenhaus bleibt erhalten und es wird eine gute Mischung aus Jung und Alt geben.“ Für das Gesamtprojekt kalkuliert der Investor mit rund 80 Millionen Euro. Bezirksbürgermeister Marc Gräf freut besonders, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie Linden erhalten bleibt. „Ich kämpfe seit 15 Jahren für eine Lösung, daher freut es mich sehr, dass der besondere Charakter dieses Quartiers erhalten und weiterentwickelt wird und insbesondere, dass die stationäre Versorgung gesichert ist.“
Die Zukunft der wichtigen Kinder- und Jugendpsychiatrie war gefährdet, nachdem Helios bereits 2020 das St. Josefs-Hospital geschlossen hatte und weitere Schließungen ankündigte. Doch im Juni 2022 übernahm Psychiatrie-Betreiber Valeara die Einrichtung und führt sie in Linden weiter. Demnächst in neuen Räumen.
In dem 1885 fertiggestellten St. Josefs-Hospital ist seit 1909 eine kleine Kapelle integriert. Die katholische Liebfrauen-Gemeinde war bis zum Verkauf 1989 Eigentümer des Krankenhauses und hatte auch nach dem Übergang an Lutz Helmig, die Asklepios- Gruppe und letztlich an Helios ein Nutzungsrecht. Bis Helios 2020 die Klinik schloss.
Durch den Gebäudeverkauf an die Projektgesellschaft ICG verschwindet nun auch die Kapelle, die Räumen sollen aber laut Investor „in irgendeiner Weise mit eingebunden werden“. Dazu gebe es einen Austausch mit der Gemeinde. Dennoch wird die Kapelle als solche aufgegeben, den Akt der Profanierung, die Entwidmung, wird Weihbischof Ludger Schepers am Dienstag, 16. Mai (18.30 Uhr), mit Gläubigen feiern.
Bild: Bezirksbürgermeister Marc Gräf (v.li.), Sozialdezernentin Britta Anger, Jochen Stahl (ICG) und Simone Hoffmann (Valeara).