Ein Vormittag voller Fröhlichkeit

Schon bevor wir die Küche betreten, hören wir Stimmengewirr, lautes Lachen und das Klappern von Messern.
Im Raum sitzt eine Gruppe älterer Menschen an langen Tischen. Einige schneiden Birnen für den Nachtisch, andere zupfen Salatblätter oder zerteilen Paprika. In der Luft liegt der Duft frischer Gewürze.
„Achtung, Achtung: rechts vor links!“, ruft eine Dame und schiebt das Baby einer Angehörigen im Kinderwagen lächelnd durch die Küche. Gleich neben ihr erklärt eine andere Frau verschmitzt: „Ich bin 80 – aber so sehe ich natürlich nicht aus!“
Es ist einer dieser besonderen Vormittage, an denen die Küche einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz vor Fröhlichkeit nur so sprüht.
Sonja Schiroky und Bernd Springer sind zu Besuch. Die beiden Ehrenamtlichen sind gekommen, um gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu kochen.
Vor rund zwei Jahren haben sie das besondere Koch-Event zusammen mit der Diakonie Ruhr ins Leben gerufen. Zu ihren regelmäßigen Stationen gehören das „Haus Heimathafen“ an der Wasserstraße in Altenbochum sowie zwei weitere Pflegewohngemeinschaften der Diakonie Ruhr in Bochum und Herne, wo wir sie an diesem Tag treffen.
Rund 40 Gäste sind angemeldet – Bewohner, Angehörige und Mitarbeitende. Der Bauernsalat wird vorbereitet, der Ofen heizt sich für kleine Pizzas und Cevapcici auf. Zum Nachtisch gibt es Birnen mit Mousse au Chocolat.
„Gewünscht wurde internationale Küche“, sagt Sonja Schiroky, während sie das Dressing für den Salat zubereitet. „Am Ende wird es aber wohl eher europäisch.“
Die beiden Bochumer haben sich über ihre ehrenamtliche Tätigkeit beim Technischen Hilfswerk kennengelernt. Bernd Springer (studierter Hygieniker) war dort drei Jahrzehnte lang Ortsbeauftragter, OP-Schwester Sonja Schiroky hat seit Anfang der 2000er-Jahre für die Einsatzkräfte gekocht.
Obwohl beide auch heute noch beim THW aktiv sind, haben sie ihr ehrenamtliches Engagement zusammen mit der Diakonie Ruhr nun noch einmal auf einen ganz anderen Bereich ausgeweitet.
„Bei unserem Koch-Event mit dementen Menschen geht es darum, ein Stück Alltag zurückzuholen“, sagt Springer. „Die Menschen erinnern sich an frühere Tätigkeiten, an Gerüche, an den Geschmack.“ Jeder könne mitmachen.
Tatsächlich sind an diesem Tag fast alle Hände beschäftigt – manche langsam, manche flink, aber alle mit Freude. „Genau das ist unser Ziel.“
Was die beiden Bochumer antreibt? „Es ist ja nicht nur so, dass wir etwas weitergeben“, sagt Schiroky. „Wir bekommen auch unglaublich viel zurück: Geschichten, Erinnerungen, kleine Momente, in denen jemand plötzlich aufblüht. Das ist etwas total Tolles.“
Gegenleistungen erwarten sie nicht. „Die strahlenden Augen – das ist für uns Dank genug. Ein Lächeln reicht uns völlig.“
Das Ehrenamt ist für sie aber auch eine gesellschaftliche Verpflichtung. „Ich bin der festen Überzeugung, dass all unsere sozialen Systeme in Zukunft ohne Ehrenamtliche nicht mehr funktionieren werden“, so Springer. „Deshalb brauchen wir Menschen, die sich engagieren.“
Gerade auch in Einrichtungen für demenzkranke Bewohnerinnen und Bewohner. „Früher gab es Großfamilien – da waren solche Einrichtungen wie hier vielleicht nicht nötig“, sagt Sonja Schiroky. „Aber heute ist es toll, dass es sie gibt.“
Als der Großteil der Vorbereitungen abgeschlossen ist, füllen sich die gedeckten Tische. Später werden die ersten Teller gereicht. Auf den Gesichtern liegt Zufriedenheit – und wohl auch ein bisschen Stolz, gemeinsam etwas geschafft zu haben.
Eine der nächsten Stationen ist wieder das „Haus Heimathafen“ in Altenbochum. Dort werden in der Vorweihnachtszeit dann Plätzchen gebacken.
Wer sich ehrenamtlich an dem Koch-Projekt beteiligen möchte, kann sich gerne an Vera Katja Pallenberg von der Diakonie Ruhr wenden.
Tel.: 0151 28 50 97 90
Mail: verakatja.pallenberg[-a-t-]diakonie-ruhr.de
