Gegenwind im Hörsterholz
Geplantes Naturschutzgebiet sorgt für Ärger
Naturschutzgebiete sind an sich etwas Positives. Naturschutzgebiete mitten in einer Großstadt sind grundsätzlich sicher zu befürworten. Die Pläne der Stadt Bochum, unter anderem das beliebte Hörsterholz in Dahlhausen unter Naturschutz zu stellen, stoßen allerdings auf Gegenwind bei vielen Bürgern. Denn weil mit dem Merkmal „Naturschutzgebiet“ Einschränkungen und Verbote einhergehen, gehen die Nutzer und Anwohner des Hörsterholzes auf die Barrikaden.
Radfahrer müssten in Zukunft draußen bleiben, Hunde dürften nur noch an der (kurzen) Leine geführt werden und die Wege dürften beim Spaziergang nicht verlassen werden. Kinder, Geocacher und Jogger würde dies enorm beeinträchtigen. „Die Konsequenz daraus wäre, dass dieser Wald als Naherholungsgebiet nahezu komplett verloren geht“, sagt Elisabeth Mandelartz-Philippou, Mitglied der Bürgerinitiative. Zudem wird die Vernachlässigung der Pflege des Waldes und seiner Wege befürchtet. „Dann würde der Erholungswert auf längere Sicht verlorengehen“, heißt es seitens der Bürger. Erschwerend komme hinzu, dass der Wald nahezu komplett von Eigenheimen umgeben ist, deren Gärten direkt an den Wald grenzen. „Das birgt zusätzliches Konfliktpotential“, so die Anwohner, „streng genommen dürfte man dann nicht mal mehr durch das eigene Gartentor gehen.“
Eine Tatsache, die viele nicht hinnehmen wollen. Bei einer kürzlich durchgeführten Unterschriftensammlung kamen schnell knapp 1.000 Unterschriften zusammen. In Dahlhausen fühlen sie sich von den Plänen überrumpelt. „So gesehen sind wir gar nicht informiert worden“, sagt Uwe Tanger. Auch eine Bürgerbeteiligung, wenn es denn noch eine geben sollte, sei nun zu spät. „Wir nutzen den Wald schon seit Jahrzehnten konfliktfrei, und plötzlich wird es zum Problem“, ärgern sich die Bürger. „Mit meinen Hunden müsste ich dann irgendwann bis nach Hattingen fahren, um ihnen den nötigen Freilauf zu ermöglichen. Und wenn ich mich dafür erst ins Auto setzen muss, hat das mit Umweltschutz auch nichts mehr zu tun“, ärgert sich Daniela Hallon.
Ein Ausweichen auf andere Waldgebiete wird schwierig, denn der Dr.-C.-Otto Wald in Dahlhausen und in absehbarer Zeit auch das Weitmarer Holz, sollen Naturschutzgebiete werden. „Und das ist unmöglich“, so Hallon weiter, „denn ein Stück Natur muss auch für den Menschen in einem Ballungsraum noch erlebbar bleiben.“
Als Kompromiss schlägt die Initiative vor, das Hörsterholz als Landschaftsschutzgebiet zu erhalten. Stattdessen könne das vor einigen Jahren aufgeforstete
Waldgebiet zwischen den Straßen „Im Stapel“ und „Sandkuhle“ als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden. „Dies wäre eine flächenmäßig vergleichbare Kompensation, die zugleich dem Schutzzweck näher käme. Wir möchten uns in das Planungsverfahren einbringen“, betont Tanger. Die Unterschriften sowie eine ausführliche Stellungnahme der Bürger werden in Kürze an Vertreter der Bezirksvertretung, dem Rat und das Umwelt- und Grünflächenamt übergeben.