Jedem Vierbeiner die passende Frisur

Jennifer Vogl frisiert Haustiere – Empathie für Tiere und deren Besitzer
Um jedem die richtige Frisur zu verpassen, benötigt Jennifer Vogl mehr als Schere und Kamm. „Ein gewisses Maß an Empathie für Tiere und ihre Besitzer sollte ein Hundefriseur mitbringen“, empfiehlt die 30-Jährige. Vogl betreibt seit eineinhalb Jahren einen Hundesalon in Eppendorf und trägt die Berufsbezeichnung Groomer (engl.: to groom = pflegen).
Wie bei jedem herkömmlichen Friseur sind auch bei Vogl die Kunden unterschiedlich. „Die Zeiten, in denen nur gutbetuchte Herrschaften ihren Liebling frisieren ließen, gehören der Vergangenheit an“, sagt die gelernte Friseurin.
Bevor Vogl mit dem Frisieren eines Vierbeiners anfängt, beobachtet sie seine Reaktionen genau. Wirkt das Tier besonders ängstlich und scheu, bekommt es zunächst die Gelegenheit, die Umgebung zu erschnüffeln und Vertrauen aufzubauen. „Ich bin mit Tieren groß geworden“, erzählt Vogl, während sie einem Hund das Fell rasiert. „So lernte ich schon früh Verhaltensweisen zu interpretieren.“ Dem geschulten Check-up folgt das intensive Beratungsgespräch mit dem Besitzer. Erst dann beginnt die eigentliche Arbeit.
Zunächst wird das Fell des Tieres auf einem Trimmtisch mit einem Langhaarschneider auf eine bestimmte Länge geschoren, danach wird es mit einem speziellen Hundeshampoo gereinigt und mit lauwarmem Wasser von der Haut und aus dem Fell gewaschen. Ein Spezial-Föhn drückt anschließend das Wasser aus dem Fell. Beim Feinschnitt wird vom Rasierer zurückgelassenes Fell mit einer Schere entfernt und wenn notwendig auch die Krallen geschnitten oder die Ohren gesäubert.
Für die einen mag es Verhätschelung der Haustiere sein, aber Veterinärmediziner begrüßen die Arbeit von Groomern. „Bei Tieren mit sehr langem Fell ist der Weg zum Groomer sinnvoll, um sie besonders im Sommer vor Überhitzung zu schützen“, erläutert der Eppendorfer Tierarzt Stefan Schultheis. „Wenn es sehr warm ist, wirkt ein solches Fell stark isolierend.“
Zwischen sieben und zehn Vierbeiner frisiert Vogl am Tag. Für einen Hund oder eine Katze kalkuliert sie zwischen 30 und 60 Minuten. „Weniger Zeit wäre purer Stress für mich und das Tier“, sagt Vogl.
Sorge bereiten ihr die vielen schwarzen Schafe unter ihren Kollegen, die den schnellen Euro wittern und damit den Ruf seriös arbeitender Groomer gefährden. „Um als Groomer arbeiten zu können, bedarf es keiner klassischen Ausbildung“, kritisiert Vogl. Verlangt wird lediglich eine Zusatzqualifizierung mit geringen Anforderungen. „Bevor ich den Schritt in die Selbst-ständigkeit gewagt habe“, versichert Vogl, „habe ich in einem renommierten Hundesalon in Frankfurt gearbeitet und meine Fähigkeiten perfektioniert.“