Auf eigene Faust

In Deutschland ist die Solidarität mit der Ukraine hoch, an vielen Stellen wird geholfen – auch beim SV Blau-Weiß Bochum. Seit Februar hat der Verein über 100 Menschen aus der Ukraine zur Flucht nach Deutschland verholfen und sie hier untergebracht. Auch bei einer Aktion der Stadt Bochum für Schwimmkurse ist Blau-Weiß federführend dabei. Die Verbindung in die Ukraine entwickelte sich schon im Februar, noch bevor Russland den Krieg begann.
Damals trat die deutsche Wasserball-Nationalmannschaft der Frauen, wo viele Blau-Weiß- Spielerinnen aktiv sind, bei einem Europameisterschafts-Qualifikationsturnier im rumänischen Bukarest an. Außerhalb des Wassers wurden Kontakte mit der Nationalmannschaft aus der Ukraine geknüpft. „Ein paar Wochen später war Kriegsbeginn. Da saßen wir gemeinsam am Tisch und haben gesagt: Was können wir jetzt machen und wie kommen wir an die ran? Dann haben wir einfach angerufen und gefragt, wie wir helfen können“, erzählt Christian Müller-Mai, Vorsitzender des SV Blau-Weiß, und in Bukarest Mannschaftsarzt der deutschen Nationalmannschaft. So einigte man sich, zwei ukrainische Nationalspielerinnen an der Grenze zu Polen abzuholen.
Zwei Blau-Weiß-Vereinsmitglieder setzten sich kurzerhand in einen Kleinbus und legten in zehn Tagen rund 5.000 Kilometer zurück. Am Ziel angekommen, gab es noch einige Hürden zu überwinden. Erst am dritten Grenzübergang gelang das Vorhaben – doch aus zwei Geflüchteten wurden plötzlich zehn. Eine zweite Fahrt wurde organisiert, am Ende waren es 14 Menschen, die beim ersten Einsatz aus der Ukraine gerettet werden konnten. „Als sie hier ankamen, war es sehr emotional. Ich habe noch nie in meinem Leben in so tieftraurige und verzweifelte Gesichter geschaut. Wir haben dann bei den Schritten zur Integration geholfen“, berichtet Müller-Mai.
Die Ukrainer wurden, in Kooperation mit der Stadt, in Unterkünften verteilt. Dazu gab es Hilfe bei der Anmeldung und der Jobsuche. Zusätzlich wurden Spenden gesammelt. Und die Wasserballerinnen wollten sofort trainieren. Mittlerweile spielen einige Ukrainerinnen in den Teams von Blau-Weiß, denn aus der spontanen Aktion entwickelte sich ein Großprojekt. „Es kamen immer mehr Spielerinnen, Verwandte und Freunde hinzu. Wir haben schon über 100 Menschen aus der Ukraine geholfen“, sagt Müller-Mai. Und auch auf anderer Ebene engagiert sich der Verein für Integration.
Seit 2019 läuft das Programm „Schwimm Mit“ als Kernaktivität der Stadt. Dafür wurden drei Stellen für Schwimmassistenzen geschafft, die rundschulen beim Schwimmunterricht begleiten. Der SV Blau-Weiß war schon beim ersten runden Tisch im Jahr 2016 dabei und federführend bei der Entwicklung. Nun stellt der Verein zwei der Schwimmassistenzen und sein Schwimmbad zur Verfügung.
In den Ferien sind die Schwimmassistenzen für Kinder mit internationalem Hintergrund da. „Die Schwimmfähigkeit bei Grundschülern ist ohnehin ein großes Thema, das sich durchdie Lockdowns während Corona verschärft hat. Und bei internationalen Kindern ist die Problematik oft noch größer“, berichtet Stefan Herzog von der Schwimmschule. So lernten zuletzt im Sommer Kinder aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan, China, Polen, der Türkei und Bulgarien im Wiesentalbad Schwimmen. www.bw-bochum.de