„Das kann man sehen und hören“
Da staunt selbst die Polizei. „Man meint ja schon alles gesehen zu haben, aber so etwas ...“, sagt eine Beamtin, die mit einem besonderen Fall von Vandalismus beschäftigt ist. Auf dem Kellermannsweg in Weitmar-Mark hat ein 56 Jahre alter Anwohner die Autos seiner Nachbarn zerkratzt. Mehrfach und auf eine perfide Weise. Die parkenden Autos zerkratzte er während der Fahrt: Dafür ist er extra mit seinem Wagen auf die Gegenfahrbahn gefahren, Fenster runter, Arm raus und mit einem spitzen Gegenstand an den parkenden Autos entlang geratscht. Dumm gelaufen: Er wurde dabei gefilmt und von der Polizei auf frischer Tat ertappt.
„Das war eine vorsätzliche Tat, wir werden die Schadensregulierung auf zivilrechtlichem Weg einklagen. Uns liegen Zeugenaussagen und das Video vor. Darauf ist das Zerkratzen nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören“, sagt Rechtsanwalt Daniel Gumpert, der eines der Opfer vertritt. Sein Mandant hat an seinem Wagen einen Schaden von rund 3.000 Euro. Bei anderen ist er noch höher. Ein Wagen wurde so oft und so dermaßen zerkratzt, dass das Fahrzeug laut Gutachten nun ein wirtschaftlicher Totalschaden ist. Schon seit über einem Jahr beklagen Anwohner im Kellermannsweg, dass ihre Autos zerkratzt wurden. „Es war immer das gleiche Muster, die Kratzer immer auf der gleichen Höhe und die gleiche Tiefe“, sagt ein Anwohner.
Rund 25 beschädigte Autos seien in den vergangenen Monaten gezählt worden. Die Polizei sagt, dass ihr bislang sechs Fälle bekannt seien und davon drei dem 56-Jährigen nachgewiesen werden können. „Aber unsere Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, die sind umfangreicher und dauern noch an“, sagt eine Polizistin. Denn auch wenn das Problem länger bekannt war, konnte bisher kein Täter festgestellt werden. „Obwohl wir immer die Augen offen gehalten haben“, sagt einer der Anwohner.
Der nun ermittelte Tatverdächtige aus der Nachbarschaft zerkratzte nach bisherigen Erkenntnissen die Autos mitten in der Nacht: Ende März drei Nächte hintereinander, zwischen 4.15 und 4.50 Uhr. Auf die Schliche kamen ihm Anwohner, weil einer nachts eine Kamera an seinem Fahrzeug eingeschaltet hatte: „Da konnten wir das erste Mal sehen, wie er während der Fahrt Autos zerkratzt. Wir hatten ein Nummernschild und ein Gesicht. Aber wir kannten ihn gar nicht.“ Eine Nacht später legten sich Anwohner auf die Lauer – und der Täter schlug wieder zu, „war aber leider schon weg, als die Polizei kam. Dafür haben wir es auf Video.“ In der darauffolgenden Nacht „warteten“ die Beamten gemeinsam mit den Anwohnern am Kellermannsweg – und der Täter zerkratzte wieder nacheinander Autos während der Fahrt. Er wurde auf frischer Tat erwischt, die Polizei nahm vor Ort Personalien und die ersten Anzeigen auf. Zu den Vorwürfen sagt der Täter bislang nichts.
Geschädigte und Zeugen können sich beim Verkehrskommissariat melden: 0234 – 909 52 06.