Das Spiel allein ist nicht alles
Der Altenbochumer Mike Köthe hat ein außergewöhnliches Hobby: Er sammelt Fußballplätze
Von Altenbochum quer durch Europa: Mike Köthe ist unter all den Bochumer Jägern und Sammlern ohne Zweifel ein besonderes Exemplar. Der 34-Jährige ist nicht etwa ein Liebhaber seltener Bierdeckel. Er steckt auch nicht mit Akribie Münzen oder Briefmarken in staubige Alben. Nein, Köthe sammelt Fußballplätze. „Ich bin Groundhopper“, sagt er.
Groundhopper sind Fußballverrückte – im besten Sinne des Wortes. Das Spiel allein reicht ihnen nicht mehr aus. Wochenende für Wochenende sind sie unterwegs, um neue Stadien zu besuchen, Eindrücke zu sammeln und ihre Spuren zu hinterlassen.
Wenn der Schiedsrichter in seine Trillerpfeife bläst, die Fans anfangen zu singen und die Luft so herrlich nach Bier und Bratwurst duftet, dann ist Köthe in seinem Element. „Ein Leben ohne Fußball kann ich mir einfach nicht vorstellen“, sagt er. Fan war er schon als Kind. Und irgendwann reifte in ihm dann der Entschluss: „Ich will möglichst viele Stadien sehen.“
Etwa 400 hat er inzwischen zusammen. Köthe hat Jugendspiele in England gesehen, in Holland, Belgien, Luxemburg und Dänemark auf zugigen Tribünen gestanden. Er hat in der Türkei mal stundenlang nach dem Austragungsort einer Drittliga-Partie gesucht und war selbst während eines USA-Urlaubs in einem Fußballstadion. Wenn auch leider nur am Vormittag vor dem Spiel. Als er später zum Anpfiff wieder-kommen wollte, stand er stundenlang im Stau. „Das war schon ein bisschen ärgerlich“, sagt er.
In Deutschland fehlen Köthe nur noch zwei Stadien, um hinter alle aktuellen Plätze der ersten und zweiten Liga ein Häkchen machen zu können. Viele hat er zusammen mit seinem Lieblings-Club, dem VfL Bochum, bereist. Besonders schöne „Grounds“ habe er auf seinen Reisen durch die Republik allerdings nur ganz selten gesehen, sagt der Altenbochumer. Denn Köthe ist keiner, der den Komfort schätzt. Keiner, der mit virtuellem Geld von einer Plastik-karte bezahlen und beim Fußballgucken auf einem bequemen Tribünenplatz sitzen möchte.
Der 34-Jährige sagt: „Ich liebe den ehrlichen Fußball und die ehrlichen Stadien. Wo leuchtende Flutlichtmasten mir schon von weitem das Ziel markieren. Wo es regnet und zieht und die Tribünen ruhig ein bisschen alt und heruntergekommen sind.“ Stadien wie das Darmstädter Böllenfalltor, zum Beispiel. Große Arenen nennt der Altenbochumer dagegen „Nullachtfuffzehn“.
Genau wie Fußballer haben übrigens auch Groundhopper ihre Spleens, ihre verrückten Eigenarten. Für manche gehen zum Beispiel nur Stadien in die Wertung ein, wenn sie auch das Maskottchen berührt haben. Köthe sagt: „Für mich zählt der Platz, wenn ich eine Halbzeit gesehen und nach Möglichkeit einen Pin vom Verein gekauft habe.“
Gefragt nach Plänen für die Zukunft, schüttelt der 34-Jährige den Kopf. „Ich will einfach alles auf mich zukommen lassen“, sagt er. Er ist mittlerweile Vater von zwei Kindern. „Und die gehen immer vor.“ Heute picke er sich deshalb meist nur noch die Rosinen heraus. Und wenn mal keine Zeit für große Reisen ist, dann bleibt er halt in Altenbochum und guckt Amateurfußball. Sonntags. Bei Bier und Bratwurst. Sein Rat: „Viele Kreisligavereine in unserer Stadt haben wunderschöne Anlagen. Schaut sie euch an.“