Der Abriss droht

Seit Monaten brodelt bereits die Gerüchteküche in Altenbochum, nun herrscht vorerst Klarheit. Das markante alte Wirtshaus an der Wasserstr 114, erbaut um das Jahr 1900, soll abgerissen werden. Eine Sanierung kommt wohl nicht in Frage. Ein Neubau mit 19 Mietwohnungen ist stattdessen geplant.
Bereits Ende des vergangenen Jahres teilte die weit über Altenbochum hinaus bekannte Pizzeria „bei Lillo“ ihren Kunden mit, dass der Pachtvertrag von Seiten des Eigentümers wohl nicht verlängert wird. „Inzwischen haben wir einen neuen Ort für uns gefunden. Am 29. August öffnen wir das letzte Mal hier bei uns, ab Anfang September werden wir dann bei der Tennisgemeinschaft Friederika an der Paulstraße 43 wiedereröffnen“, so Calogero „Lillo“ Costanzino. Doch was wird aus den anderen Mietern des alten Gaststättenhauses, überwiegend jüngeren Menschen und ehemaligen Studenten?
Wirkliche Klarheit über das weitere Vorgehen der Eigentümer herrschte lange Zeit nicht: Im Dezember des vergangenen Jahres ließen die Eigentümer, die Privatbrauerei Fiege, über die WAZ verlauten, man könne noch keine konkreten Aussagen bezüglich der Weiterentwicklung des Objektes geben. Das hat sich nun geändert: Sämtlichen Mietern des Gebäudes wurde Ende Juli 2022 ein Kündigungsschreiben zugestellt. Bis zum 31. Januar 2023 muss ein Großteil der Mieterschaft das Haus verlassen. „Die schon aufgrund des Baujahrs schlechte Bausubstanz in Verbindung mit der energetisch bedenklichen Geschosshöhe, den nicht neuzeitlichen Grundrissen sowie dem schlechten baulichen Zustand, gemessen an heute üblichen Wohnverhältnissen und heute gestellten energetischen Anforderungen, erfordern in absehbarer Zeit eine Vollsanierung des Objektes, die wirtschaftlich nicht vertretbar ist“, so die Verlautbarung im Kündigungsschreiben, welches der Redaktion vorliegt.
Die Kündigung sei begründet, „weil der Eigentümer durch den Fortbestand des Mietverhältnisses an einer angemessenen wirtschaftlichen Verwertung seines Eigentums gehindert wird und dadurch erhebliche Nachteile erleidet“. Für einige der ansässigen Mieter kam die Nachricht der Kündigung trotz des auch für sie nachvollziehbaren Renovierungsbedarfes recht unerwartet „So ein schönes altes Gebäude, wir hätten gedacht, es würde saniert werden. Auch wenn die Decke des Heizungskellers bereits seit Jahren mit Holzbalken abgestützt wird, mit einem Abriss hätten wir wirklich nicht gerechnet“, sagt eine der Mieterinnen des Hauses. Und auch bei weiteren Mietern stoßen die Abriss-Pläne auf Unverständnis. Besonders auch deshalb, weil das Gebäude aus ihrer Sicht erhaltungswürdig sei. „Es ist sehr schade, dass solch alte und historische Gebäude nicht erhalten werden können und einfach abgerissen werden dürfen. Neu ist nicht immer gleich besser“, so ein weiterer langjähriger Mieter des Hauses.