Droht dem Figurentheater der langsame Tod?

Veranstalter kämpft um Erhalt, weil das Budget immer weiter gekürzt wird
Die Fidena hat weit über Bochum und Deutschland hinaus einen guten Ruf. Sogar das Goethe-Institut wirbt im Ausland mit dem „Figuren- theater der Nationen“. Aus allen Ländern strömen alle zwei Jahre Theaterbegeisterte nach Bochum, um sich außergewöhnliche, teils spektakuläre Aufführungen anzusehen. Doch der Veranstalter, das Deutsche Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst (dfp), im denkmalgeschützten alten Wasserspeicher an der Hattinger Straße 467 beheimatet, kämpft um den Erhalt in jetziger Form. „Wir sind mit unserem Budget am Limit. Wenn noch weiter gekürzt wird, kommt das einer Magersucht gleich“, sagt Annette Dabs.
Seit 16 Jahren leitet Dabs das dfp und hat dessen Solitär, die Fidena, zu einem kulturellen Markenzeichen etabliert. Doch im laufenden Halbjahr wurde und im kommenden Jahr wird der Chefin seitens der Stadt aufgetragen, weitere zehn Prozent des Etats einzusparen. Das sind für 2015 fast 10.000 Euro weniger.
Die emsige Pressesprecherin des Hauses, Kerstin Turley, wanderte schon in Richtung Dortmunder Oper ab. Das dfp konnte ihr keine volle Stelle garantieren. Turleys wichtigen Job, die Kommunikation mit den Medien und die Darstellung in der Öffentlichkeit, übernehmen derzeit zwei Studentinnen.
Es ist ja nicht so, als würden die vier Festangestellten, die das dfp (noch) beschäftigt, fürstlich entlohnt werden. Bis auf die Chefin sind es alles Halbtagskräfte. Aber wer für die Kultur arbeitet, der „brennt“ für seine Passion: „Na ja“, schmunzelt Dabs, die früher als Regisseurin arbeitete, „wir machen zusammen jedes Jahr etwa 700 Überstunden“. Die meisten natürlich unbezahlt.
Das dfp veranstaltet nicht nur Figurentheater, sondern ist auch - mit einer über 5.000 Bücher umfassenden Bibliothek - Forschungsstelle für wissenschaftliche Stipendiaten, die es betreut. „Wir hatten Wissenschaftler aus Finnland, Indien, der Ukraine oder den USA zu Gast“, erläutert Dabs. Viele Kunststudenten kommen zur Recherche ins Haus an der Hattinger Straße, das schon bessere Zeiten erlebt hat und dessen Sanierung immer nur auf das Notwendigste reduziert wird. Die Bibliothek sei veraltet. Außerdem richtet das dfp einen Filmwettbewerb aus und publiziert in Form von Magazinen oder einem Online-Portal. Unter www.fidena.de sind Informationen über Festivals, Ausstellungen, Ausschreibungen und Workshops zu finden.
Wie das alles weiter in anständiger Qualität unterhalten werden soll, weiß Dabs nicht. Denn: Trotz Kürzungen steigen die Gehälter für die Mitarbeiter, weil diese an öffentliche Bezahlungen angelehnt sind. In diesem Jahr musste schon der Tag der offenen Tür abgesagt werden. Die künstlerische Leiterin Dabs, die als Geschäftsführerin auch für die Finanzen verantwortlich ist, betont: „Am Ende muss unser Haushalt ausgeglichen sein.“