Ein altes Bahnhäuschen als gemütliches Eigenheim

André Feller kaufte das Stellwerk an der Holtbrügge und baute es zum Wohnhaus um – Allein 150.000 Euro Materialkosten investiert – „Das letzte seiner Art in Bochum“
Ein Eigenheim für 25.000 Euro – diesen Traum hat sich André Feller erfüllt. Und es ist nicht irgendein Eigenheim. „Es ist das letzte seiner Art in Bochum“, erklärt der stolze Immobilienbesitzer. Ende 2005 hat er nämlich das Stellwerk Weitmar an der Holtbrügge gekauft. Seitdem hat er nicht nur viel Arbeit und Geld in das kleine Häuschen mit seinen drei Etagen mit je 28 Quadratmetern gesteckt. Feller kann auch viel über das Gebäude erzählen. Auch darin hat er Übung. Kaum hatte er mit den Arbeiten am Haus begonnen, kamen die Neugierigen. „In den ersten zwei Jahren waren hunderte Menschen da“, so Feller. Manchmal habe er Angst gehabt, dass der Zement hart wird, weil er aus dem Erzählen nicht raus kam. Zu erzählen hat er nämlich viel.
Die Begeisterung für Stellwerke fing in der Nähe von Haus Kemnade an. „Dort war ein Stellwerk, in das bin ich mal reingeklettert.“ Beim Blick durch die großen Fenster – schließlich mussten die Bahnmitarbeiter gute Sicht auf die Schienen haben – war Feller hin und weg. Das war Anfang der 1990er-Jahre. Später suchte er ein Eigenheim, „denn ein eigenes Heim wollte ich schon immer haben“. Bei der Suche wurde er auf das schmucke Stellwerk in Weitmar aufmerksam. Die Begeisterung war wieder da. „Es hat einfach ein schönes Ambiente.“ Und eine lange Geschichte. „Das Stellwerk wurde ca. 1898 bis 1902 gebaut und war bis 1983 in Betrieb“, sagt Feller.
1998 stellte er dann bei der Bahn die erste Anfrage. Allerdings wollte die nicht sofort verkaufen. „Alle drei Monate bin ich denen auf die Nerven gegangen“, sagt Feller. Er war aber nicht der einzige Interessent. „Irgendwann hat die Bahn das Stellwerk öffentlich ausgeschrieben, weil viele nachgefragt haben.“ Am Ende gab es aber nur einen wirklichen Konkurrenten beim Stellwerk-Kauf. Feller hat den Zuschlag bekommen. Seit dem 22. Dezember 2005 gehört ihm das ehemalige Bahn-Gebäude. „Ich habe sofort mit der Arbeit angefangen und die Schlösser aufgebrochen.“
Schlüssel gab es nämlich keine mehr. Das wussten die Polizisten nicht, die ihn am zweiten Weihnachtstag beim Aufbrechen einer Tür erwischten. Aber Feller konnte sich erklären und weiterarbeiten - trotzdem unter erschwerten Bedingungen. „Es gab weder Strom noch Wasser.“ Das Wasser für den Zement hat er anfangs in Flaschen zum Haus gebracht. „Eigentlich habe ich nur vier Mauern und ein Grundstück gekauft“, erzählt Feller, der fast alles selbst macht. Immerhin: Die Kernsubstanz war gut, und die Arbeit zeigte Erfolge. Nach zwei Jahren konnte der gelernte Betriebsschlosser und jetzige Messebauer einziehen. „Ich habe richtig Gas gegeben, damit Bad, Küche und Schlafzimmer fertig wurden.“ Aber beim Einzug war das Haus immer noch eine Baustelle.
Mittlerweile ist Feller 50 Jahre alt und sein Haus immer noch nicht fertig. „Ich habe noch zwei große Baustellen: das Schlafzimmer und den hinteren Küchenteil.“ Unter anderem muss er noch das Fundament tiefer legen. „In zwei bis drei Jahren ist es dann so, wie es sein soll.“ Dann wird Feller etwa 150.000 Euro alleine für Material ausgegeben haben, investiert hat er bislang 3.000 Arbeitsstunden. „Mit mehr Budget wäre ich auch schon weiter“, so Feller. Aber er arbeitet Stück für Stück. Wenn Geld da ist, investiert er es wieder in seinen Traum vom Eigenheim.
Bereut hat er den Kauf nie. Aber etwas trübt den Traum: Die geplante Wohnbebauung am alten Bahnhof Weitmar und die Änderungen, die die Stadt deswegen vornehmen könnte. „Die Straße soll angehoben werden“, sagt Feller. Dann könnte er seinen Parkplatz nicht mehr von der Straße aus erreichen. Außerdem befürchtet er, dass sich CO2 und Feinstaub vor dem Haus anstauen, weil die Luft nicht mehr abfließen kann. Das wäre für den Stellwerk-Besitzer eine weitere Baustelle. Aber in seinem Haus hat er bereits gezeigt, dass er Baustellen im Griff hat.
Es gibt auch einen kleinen Film über Feller und sein Stellwerk – von der Bochumschau. Wenn Sie den QR-Code mit der passenden App ihres Smartphones einscannen, werden Sie zum Film weitergeleitet (www.bochumschau.de).