Ein Helfer ohne Allüren

Michael Doering hat 2016 auf dem Weihnachtsmarkt etwas gesehen, das ihn von da an nicht mehr losgelassen hat. „Wir wollten etwas essen und es gab so viele Menschen, die sich das nicht leisten konnten und um ‚eine Spende‘ baten“, erinnert sich der Gründer von „Bochum hilft“. Der Mann ist so etwas wie ein sozialer Realist. Guter Engel würden andere sagen. Gebettelt hatten die Menschen, das löste in dem 53-Jährigen aus Linden ein großes Mitgefühl aus: „Ich habe dann gesagt, da muss man was machen.“ Gesagt, getan.
Im Kulturbetrieb gut vernetzt – Doering arbeitet seit 31 Jahren als Bühnentechniker am Schauspielhaus - sprach er Mitarbeitende vor einer Probe an, „ob wir nicht zu Weihnachten für die Leute Geschenke sammeln können?“. Die Leute, das sind Obdachlose und Menschen, die durch das soziale Raster fallen. So kamen vor fünf Jahren spontan die ersten 31 Pakete zusammen. „Die habe ich damals noch selbst in der Stadt verteilt“, erzählt Doering. Wenn am 6. Dezember 2021 die Weihnachtsfeier des inzwischen eingetragenen Vereins „Bochum hilft“ startet, werden tausend Geschenkkartons gesammelt sein. „Wir haben die Erfahrung und genaue Vorstellungen, was die Menschen brauchen“, sagt Doering. In die schuhkartongroßen (nicht größer) Pakete gehöre warme Kleidung, Hygieneartikel, Kaffee, Tee, Süßigkeiten oder haltbare Lebensmittel. Diesmal können Spender erstmals auch Lebensmittelgutscheine mit einer Grußkarte verschenken.
Dass inzwischen so viele Menschen Pakete für die Weihnachtsfeier packen, die diesmal am 6. Dezember stattfindet, kommt nicht von ungefähr. Seit 2017 schreibt Doering gezielt Kulturbetriebe an, die Bevölkerung wird vor Weihnachten durch Flyer informiert, „die Bedürftigen erfahren durch Handzettel in den Einrichtungen, Sozialarbeiter sprechen die, die auf der Straße leben, gezielt an und es gibt die Mund-zu-Mund-Propaganda“. Es gebe inzwischen eine starke Zusammenarbeit mit vielen Hilfsorganisationen. Denn längst ist der Verein mit rund 25 Mitgliedern nicht nur an Weihnachten aktiv. „Wir tauschen uns regelmäßig mit den Sozialverbänden aus“, sagt Doering.
Das langfristige Ziel sei es, die Menschen von der Straße und wieder in die Gesellschaft zu holen. Soweit das möglich ist. „Manche haben so schlechte Erfahrungen gemacht, dass sie lieber allein draußen bleiben wollen – auch bei eisigen Temperaturen.“ Doch sein Ziel verliert der Verein nicht aus den Augen: „Wir möchten den Menschen eine Perspektive bieten, von unwirtlichen Plätzen wegzukommen und ihnen städtische Wohnunterkünfte oder eine Wohnung vermitteln.“ Die Pakete sind ein Anfang.
In den Stadtteilen wird auch wieder gesammelt, zentrale Abgabestellen sind:
„Eiscafé Auszeit“, Hattinger Str. 789
„Zwei-Säulen-Café“, Hattinger Str. 796.
Ev. Gemeinde Weitmar, Matthäusstr. 4 (Di. 15-17 Uhr, Do. 9-11 Uhr)
OT Weitmar, Matthäusstr. 5, (täglich 17-20 Uhr - außer So.)
Prinz Regent Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60 (Di., Mi., Fr. 10-13 Uhr und 14-17 Uhr, Do. 10-12 Uhr)
„Restaurant Artemis“, Wasserstr. 419, (Do. bis Sa. 17 bis 21.30 Uhr, So. 16 bis 21.30 Uhr)
Spätester Abgabetermin ist der 3. Dezember.
Spenden: Bochum hilft - IBAN: DE 43 430 500 01 0 005 422 977