Ein Mann vieler Worte

Sebastian 23 ist Poetry-Slamer
Er ist der Mann mit der Mütze, der Mann, der mit Worten jongliert wie kaum ein anderer. Sebastian Rabsahl aus Weitmar ist mit seinem Alias Sebastian 23 einer der bekanntesten deutschen Poetry-Slamer.
Da sag noch mal einer, aus einem Philosophie-Studenten könne nichts werden: Heute eine TV-Aufzeichnung für 3sat in Mainz, am nächsten Tag eine Lesung in München und von da aus geht es zum nächsten Termin zurück nach Bochum. Rabsahl ist ein kreativer Nimmersatt. Wie ein Schwamm saugt er das Geschehen um sich herum auf und formt aus diesen Bildern wunderbare Sätze. Der 35-Jährige textet für die Bühne, für Bücher, für Lieder, das Fernsehen oder die Kneipe um die Ecke. Mit seiner Gabe, alle Sachen rund um das Leben und seinen Alltag auf den Punkt zu bringen, hat er seine liebsten Hobbys zum Beruf gemacht: Schreiben und Reden. Und sein Philosophie-Studium war dafür keineswegs unnütz. „Es ist nur bedauerlich, dass man in diesem Studium viele Fragen behandelt, die die ganze Menschheit interessieren, dies aber auf eine Art und Weise ausdrückt, dass es kaum einer versteht.“ Deshalb redet Sebastian 23 Klartext. „Mir ist es wichtig, dass jeder versteht, was ich sage.“
Bereits mit acht Jahren hat das Ruhrgebietskind seine ersten Kurzgeschichten verfasst. Er weigert sich allerdings hartnäckig, diese auch zu veröffentlichen. Was er seither geschrieben hat, brachte ihm allerdings schon einige namhafte Preise ein: Er war Sieger der deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften, Vizeweltmeister in Paris und erhielt den Jurypreis „Frühreif & Verdorben“ beim legendären Prix Pantheon. Vor acht Jahren wurde er auch mit dem Bochumer Kleinkunstpreis ausgezeichnet. Um diese Auszeichnungen macht Rabsahl allerdings kein großes Aufhebens: „Ich freue mich noch mehr, wenn ich die Leute persönlich erreiche und sie mir nach dem Auftritt erzählen, dass sie richtig gelacht haben.“
Und weil Rabsahl einfach ein cooler Typ ist, kommt er auch besonders gut beim jungen Publikum an. Er gibt mit seiner Agentur „Wortlaut Ruhr“ Workshops an Schulen und animiert die Jugendlichen, selber mit Sprache kreativ zu werden. Die wollen meist aber erstmal eines wissen: Wie ist denn Stefan Raab so? Auch bei „TV Total“ hatte Sebastian Rabsahl schon einen Auftritt, was für ihn eigentlich kaum die Erwähnung wert ist. An die 200 Auftritte absolviert Sebastian 23 im Jahr. Ein Großteil davon spielt sich im Ruhrgebiet ab, so dass Rabsahl immer wieder zu seiner Basis in Weitmar zurück kehren kann. Er ist verheiratet mit Friederike Becht, die zum Ensemble des Bochumer Schauspielhauses gehört. Und er hat einen kleinen Sohn.
Übrigens: Sebastian 23 hat auch prominente Fans. „Piet Klocke hat mir geschrieben, dass er gut findet, was ich mache. Wir kennen uns nicht persönlich, uns verbindet aber eine sehr lustige Fanfreundschaft.“