Ein Stück Geborgenheit

Kinder und Jugendliche ohne Angehörige werden gut betreut
UMF – so lautet das Amtskürzel für „Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge“. Etwa 300 unbegleitete Minderjährige sind derzeit in Bochum untergebracht - weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Hinter den nüchternen Zahlen und Amtsformeln stehen Schicksale von Kindern und Jugendlichen, die aus ihrer Heimat geflohen sind. Sie sind alleine aufgebrochen oder wurden mit anderen einfach „mitgeschickt“. Sicherheit, Schutz und ein Stück Geborgenheit finden einige von ihnen jetzt in Linden und Dahlhausen – beinahe unbemerkt von der Öffentlichkeit.
Im Lindener Krüzweg hat der Verein St. Vinzenz im Februar eine Wohngruppe für Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren geschaffen. „Es ist die erste Einrichtung für Flüchtlingskinder in dieser Altersgruppe weit und breit“, erklärt Carolin Hoffmann, Leiterin der Wohngruppe Orbus am Krüzweg. Ein fünfköpfiges Team aus Erziehern und Sozialpädagogen ist rund um die Uhr für bis zu zehn Kinder da. Hell, freundlich und bunt sind die auf zwei Stockwerke verteilten Zimmer. Eine eigene Hauswirtschaftskraft kümmert sich direkt vor Ort um das leibliche Wohl der Kinder, die in ihrer Heimat Krieg, Gewalt und Lieblosigkeit erfahren mussten.
Auch die Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Linden ist vor diesem Hintergrund sehr wichtig. In diesem geschützten Raum können die Kinder zur Ruhe und ankommen. „Ziel ist es, ihnen eine möglichst positive Perspektive in Deutschland zu geben und sie zu integrieren. Dafür lernen sie schnellstmöglich Deutsch und werden die Regelschulen besuchen“, so Hoffmann weiter. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren unterstehen einem besonderen Schutz und dürfen nicht abgeschoben werden. Dennoch ist auch oft die Klärung von Identität, Herkunft und Alter nicht immer einfach, da Kinder und Jugendliche in der Regel keine Papiere mit sich tragen. Das macht die Nachforschungen schwierig.
Dieses Problem kennt auch Gülseren Celebi, Geschäftsführerin der interkulturellen Kinder- und Jugendhilfe PlanB. Innerhalb von einer Woche richtete PlanB im Februar eine Notgruppe für 15 bis 18 Jahre alte männliche Flüchtlinge in einem Teil des Dahlhauser Bahnhofes ein, der zunächst bis Mitte März angemietet wurde. Platz für 18 Jugendliche bietet die Wohngruppe. „Hierbei handelt es sich um Jugendliche, die entweder der Stadt Bochum bereits zugewiesen sind oder um so genannte ‚Selbstmelder‘, die darauf warten, in andere Kommunen weitergeschickt zu werden“, erklärt Celebi. Dennoch gehen die Jugendlichen hier einem festen Tagesplan nach. Dafür sorgt unter anderem Gruppenleiter Hürkan Akkus. Deutschunterricht, die Zimmer aufräumen, Küchendienst, Einkaufen und Termine bei Behörden wahrnehmen, sind nur einige Punkte. „Die Jungs werden in alle normalen Alltagsprozesse eingebunden, um ihnen schnell die Integration zu ermöglichen“, sagt Akkus.
Auch dieser ist der erste Standort im Südwesten, Bezirksbürgermeister Marc Gräf machte sich vor Ort ein Bild. Eine Verlängerung der Nutzungsmöglichkeit des Gebäudes wäre wünschenswert. Celebi: „Die derzeit eher zweckmäßig eingerichteten Räumlichkeiten könnten dann nachhaltig renoviert werden, und der Bahnhof würde sich wieder mit Leben füllen.“