Graffiti als Kunstwerk

Für die einen ist es Kunst, für die anderen sind es Schmierereien – an Graffitis scheiden sich die Geister. Dabei können Graffitis gut aussehen, aus einer grauen Wand ein buntes und interessantes Bild machen. „Das beste Beispiel ist derzeit die Fassade an der Universitätsstraße, das ist eine lebendige Leinwand geworden. Oder auch die Wände an der Wasserstraße, direkt nach der Abfahrt von der A448“, sagt Jannis Mehring. Beide Stellen sind legale Flächen, die Graffiti-Künstler besprüht haben und denen andere Sprayer durchaus Respekt zeigen. Bunte Bilder auf legalen Flächen - so etwas will der Bezirkspolitiker auch für die Springorumtrasse: „Das würde das Umfeld erheblich aufwerten und wäre ein kostenloses Kulturangebot im öffentlichen Raum.“
Bislang sind die Brückenpfeiler und vor allem die Wände in den Unterführungen entlang der Springorumtrasse schlicht beschmiert, nicht gestaltet. In einer Nacht- und Nebelaktion haben Sprayer ihre Spuren hinterlassen, weitere haben ihre Werke dazu gesprüht und anderes teilweise übersprüht. Mehring, der für die Grünen in der Bezirksvertretung Südwest sitzt, kommt jeden Tag daran vorbei, wenn er mit dem Rad von Weitmar zur Arbeit an die Castroper Straße fährt. „Das kann man besser machen. Das geht künstlerisch hochwertiger“, ist er sich sicher.
Seine Idee, die Pfeiler der Brücken am Schloßpark und am Munscheider Damm sowie die Wände der Tunnel sollen als legale Graffiti-Fläche freigegeben werden. Dann würden Künstler diese Wände gestalten. „Besprüht werden die Wände sowieso, sieht man ja. Doch ich gucke mir doch lieber etwas Künstlerisches an, als Kritzeleien“, sagt Mehring. Seine Idee hat er der Bezirksvertretung Südwest vorgetragen und bekam parteiübergreifend Zustimmung. Das Gremium hat die Stadtverwaltung beauftragt, die Eigentumsrechte von Brücke & Co. zu klären und eine Umsetzung zu prüfen.
Aber werden die von Künstlern geschaffenen Bilder nicht auch irgendwann übersprüht? Ein Kenner der Szene sagt: „Typen, die illegal sprühen, ist das egal. Wenn die einmal eine Fläche wie die Brückenpfeiler für sich ausgemacht haben, nutzen sie das immer wieder und übersprühen.“ Da sei es egal, ob eine legale oder illegale Stelle. Mehring ist klar, dass „auch Kunstwerke nicht für die Ewigkeit sind.“ Aber er kenne die Sprayer-Szene und weiß: „Es gibt einige ungeschriebene Regeln, und eine besagt: übersprühe nichts, was du nicht besser kannst.“