Hörnchen muss nicht einsam sein

Streichelzoo: Freie Schule hat für die großen Ferien einen Fütter- und Kümmerdienst eingerichtet
Sie heißen Hörnchen, Bömmel oder Wuschel und haben so viele Freunde, wie kaum ein anderer. Und auch in den Ferien müssen sich die Tiere aus dem Schulzoo der Freien Schule Wiemelhausen nicht einsam fühlen. Schüler und Eltern haben einen speziellen Fütter- und Kümmerdienst eingerichtet.
Es ist ein kleines Idyll, das hinter dem Schulgebäude an der Wiemelhauser Straße entstanden ist. Ställe, ein Klettergerüst für die Ziegen, kleine Verstecke für die Kaninchen: Wer den kleinen Schulzoo zum ersten Mal betritt, wird gleich neugierig begrüßt. „Das ist Bärbel, unsere Ureinwohnerin“, sagt Lehrerin Jennifer Holz, als sich ein dunkles Hängebauchschwein träge nähert. Bärbel ist praktisch seit Anfang an dabei, in diesem Jahr wird sie schon 17. Dass in ihr auch noch ein Viertel Wildschwein steckt, macht die Sache gleich noch spannender.
„Unser Ziel ist das lebensnahe Lernen“, sagt Holz. „Die Schüler sollen nicht nur wissen, wie die Tiere auf dem Papier aussehen.“ Wie wird gefüttert? Wie fegt man das Pflaster? Wie werden die Boxen ausgemistet? Die Schüler lernen von Anfang an, sich um die Tiere zu kümmern. Jede Grundschulklasse hat einen Tag für „Haus, Hof und Garten“ reserviert. Schon in der ersten Klasse gibt es einen Kleintierführerschein. Dafür muss man ein Meerschweinchen auf den Schoß nehmen und es streicheln. Was sich so einfach anhört, muss jedoch gelernt sein. Wie fasse ich die Tiere richtig an? Wie muss ich mich im Stall verhalten? „Wir möchten unseren Kindern zeigen, dass man mit Tieren eine empathische Beziehung eingehen kann. Aber auch, dass man Verantwortung übernehmen muss.“ Das gilt natürlich auch in den Sommerferien, wenn die Schule praktisch ausgestorben ist. In dieser Zeit übernehmen kleine Teams aus Schülern und Eltern die Pflege der Tiere in Eigenregie.
Dabei wird sich wochenweise abgewechselt. Natürlich gibt es auch eine Notfallnummer. Außerdem arbeitet die Schule eng mit dem Veterinäramt und einer Tierärztin zusammen. Die Idee, einen Schulzoo aufzubauen, entstand vor rund 15 Jahren – auf einer Klassenfahrt. Mit dem Hängebauchschwein Bärbel kamen Lilly und Lola, zwei Ziegen aus dem Bochumer Tierpark. Dass auch Verlust und Trauer zum Leben gehören, haben die Schüler spätestens Anfang des Jahres erfahren, als Lilly gestorben ist. Lola war schon vor einigen Jahren in private Hand abgegeben worden.
Dafür gibt es jetzt Bömmel und Hörnchen. Bömmel kam aus dem Tierpark Solingen, Hörnchen Ende vergangenen Jahres vom Berger Hof. Den Namen haben sich die Schüler natürlich selbst ausgesucht. Außerdem gibt es drei Stallkaninchen, die von einem Hof in Dortmund gerettet wurden, weil der Besitzer – ein Landwirt – ins Krankenhaus musste. Daneben tummeln sich zwei Zwergkaninchen und fünf Meerschweinchen im Stroh, außerdem gibt es Wellensittiche und Zebrafinken.
Für die Schüler ist der kleine Schulzoo ein magischer Anziehungspunkt. Wenn sie das Gelände durch das Gittertor betreten, ist Hörnchen meist sofort an ihrer Seite. Und wenn es dann noch eine Möhre gibt, macht sich die kleine Ziege so groß, wie es nur irgendwie geht. Jedes Spiel hat allerdings seine Grenzen. „Die wichtigsten Regeln sind Rücksichtnahme und Verständnis“, sagt Holz. „Diese Erfahrungen prägen auch das Miteinander in der Schule.“