Immer mehr Nichtschwimmer
Die zu hohe Anzahl an Nichtschwimmern ist seit Jahren ein Problem, auf das die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aufmerksam macht. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation weiter zugespitzt. Konkrete Zahlen gibt es noch nicht, aber der Schwimmverband NRW schätzt den Rückgang der Seepferdchen und Schwimmabzeichen im vergangenen Jahr auf bis zu 80 Prozent ein. Das bedeutet, dass rund 20.000 Kinder in NRW nicht Schwimmen lernen konnten. „Das ist ein verlorenes Jahr, in dem wir viele Kinder nicht ans Schwimmen heranführen konnten“, sagt Torsten Kelle, Bezirksleiter der Bochumer DLRG. Das Anfängerschwimmen ist seit Mitte März 2020, seit einem Jahr, auf Eis gelegt, weil alle Lehrschwimmbecken geschlossen sind.
„Es wird demnächst eine große Welle an Kindern geben, die Schwimmen lernen wollen. Das ist eine einzigartige Situation, damit müssen wir umgehen“, sagt Kelle. Einfach doppelt so viele Kinder ans Schwimmen heranzuführen, sobald es wieder möglich ist, kann keine Option sein. Einerseits stünde dafür nicht genügend Wasserfläche zur Verfügung, andererseits würden die zusätzlichen Ausbilder fehlen, die ebenfalls unter den fehlenden Wasserzeiten zu leiden haben. Eigentlich sollte schon im April vergangenen Jahres ein neues Konzept für die Schwimmsparte umgesetzt werden, das an einem großen Tisch erarbeitet wurde. Corona hat dem Plan, der unter anderem besondere Angebote in den Ferien vorsah, einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Genau da sollten wir aber wieder ansetzen, immer unter Berücksichtigung der aktuellen Situation und des Gesundheitsschutzes“, findet Kelle: „Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, Kurse im Hau-Ruck-Verfahren durchzuziehen. Kinder brauchen Zeit.“
Das große Ziel ist es, dass alle Grundschüler sichere Schwimmer werden, also mindestens das Jugend-Schwimmabzeichen in Bronze besitzen. „Sobald wir können, nehmen wir die Ausbildung wieder auf, aber es wird zu Wartezeiten kommen“, erzählt Kelle, der betont: „Ich halte es für richtig, dass die Bäder geschlossen wurden und mache niemandem einen Vorwurf, aber das führt zu Konsequenzen. In jedem Fall kommt auf alle Seiten nach dem Lockdown einiges an Arbeit zu.“