Klondike für Kohle
Tagesbruch im Weitmarer Holz – „So löchrig, wie Schweizer Käse“
Ein Tagesbruch im Weitmarer Holz brachte es vor kurzem selbst in einer Bergbaustadt wie Bochum zu großer medialer Aufmerksamkeit. Schließlich ist der Wald ein beliebtes Ausflugsziel, und gerade bei Kindern ist das Unterholz abseits der Wege beliebt. Doch Klaus Tischmann wundert sich weniger über den Tagesbruch, als vielmehr um die Aufregung darüber. „Das Weitmarer Holz ist löchrig wie ein Schweizer Käse“, sagte der frühere Bergmann.
Der 79-Jährige interessiert sich auch noch Jahre nach seiner letzten Grubenfahrt als ehemaliger Betriebsführer und Inspektor der Zeche Nachtigall sehr für den heimischen Bergbau. Das Büro in seinem Haus füllen Aktenordner davon. „Einmal Bergmann, immer Bergmann“, sagt er. Und über das Weitmarer Holz hat er besonders viele Unterlagen. „Denn das war das Klondike für Kohle.“
In Anlehnung an das Städtchen Klondike im Grenzgebiet zwischen Alaska und Kanada, wo 1896 ein Goldrausch ausbrach, gab es vor Jahrzehnten auch im Weitmarer Holz eine Hysterie um Kohle. „Nirgendwo gab es in Bochum so viele Kleinzechen“, erinnert sich Tischmann. Einige ganz legal, viele aber illegal. „Dort lag die Kohle bis unter die Grasnarbe, die Schwarzgräber haben gewühlt ohne Ende“, erzählt Tischmann. Zwar seien manche Gräben mit ein bis zwei Metern nur gering tief, aber „es gab ja auch viele Kleinzechen, wo viel tiefer abgebaut wurde.“
Wie beim aktuellen Tagesbruch, der wohl von der ehemaligen Zeche Anna-Katharina stammt und direkt neben dem Weg bis zu vier Meter in die Tiefe reicht.
Erst in den 1960er Jahren wurde das Weitmarer Holz zum Naherholungsgebiet und die Wanderwege gesichert. „Doch rechts und links davon kann man immer noch irgendwo reinfallen“, sagt Tischmann. Deshalb gebe es auch Warntafeln – die die meisten Spaziergänger aber ignorieren würden.