„Ruhrlöwen“ kicken seit 45 Jahren am Wasser

Fußballer spielen auf den Ruhrwiesen - Alle sind willkommen, nur einen Bundesligaprofi schickten sie weg
Es ist ein sonniger Sonntagmorgen, die Temperaturen sind angenehm, und es ist schon viel los in den weitläufigen Auen entlang der Ruhr in Dahlhausen. Auch Hans Neubauer hat die Sporttasche gepackt und ist auf dem Weg an die Ruhr. So, wie er es eigentlich jeden Sonntag tut. Seit 45 Jahren, seit seinem Abitur 1970. „Wir standen damals kurz vor unserem Sport-abitur an der TKS und wollten dafür gerne etwas tun“, erinnert sich Neubauer. Die jungen, fußballbegeisterten Männer trafen sich fortan am Wasser zum Fußballspielen. Die „Ruhrlöwen“ waren geboren. Und auch wenn von der „Gründungsmannschaft“ heute nur noch zwei dabei sind (andere Freunde folgten immer wieder nach), kicken sie weiterhin jeden Sonntag in den Ruhrauen.
Neubauer, mittlerweile 61, schnürt die Fußballschuhe und packt ein komisch anmutendes Gestänge aus. „Das sind unsere Tore. Eine Eigenerfindung. Stabil, transportabel und variabel“, erzählt er, während die Metallrohre zusammengeschraubt werden. Seine Söhne Lorenz (26) und Felix (24) packen mit an. Denn mittlerweile bringen die Spieler ihre Söhne mit zum Kicken. „Und bald kommen sicher die ersten Enkel“, sagt Manfred Hackemann lachend. Er ist seit mehr als 30 Jahren bei den „Ruhrlöwen“ und mit 70 Jahren der Älteste im 20 Mann starken Team. Der jüngste Kicker ist 23 Jahre.
Fußball verbindet Generationen - auch auf dem Spielfeld. „Natürlich ist man ehrgeizig, aber der Spaß steht im Vordergrund“, sagt Lorenz Neubauer, der schon als Dreijähriger dem Vater beim Kicken zugeschaut hat. „Sonntagmorgens zum Fußball, das ist für mich Pflicht. Egal bei welchem Wetter und auch, wenn man bis morgens um sechs gefeiert hat.“ Mitmachen dürfen Jungen erst ab 14 Jahren. „Das ist die Voraussetzung, um auch körperlich mithalten zu können“, fügt Bruder Felix hinzu.
„Naja, manchmal kann man da ganz schön falsch liegen“, erinnert sich Vater Neubauer und schmunzelt. „Damals haben wir mal jemanden weggeschickt, weil er so klein und schmächtig war...“ Ein paar Jahre später wurde Dirk Bremser Bundesliga-Profi.
Trotzdem schafften die „Ruhrlöwen“ es seinerzeit bis in den Sportteil einer Boulevardzeitung, nahmen auch an vielen Hobbyturnieren teil. Bis nach Holland reisten die „Ruhrlöwen“. „Auch wenn wir nicht gut Fußball gespielt haben, den Fairplay-Pokal haben wir immer gewonnen“, ist die Mannschaft stolz. Denn: „In den gesamten 45 Jahren ist bei uns nie jemand durch Einwirkung des Gegenspielers zu Schaden gekommen.“ Beim Kick in den Ruhrauen wird deshalb auf Schienbeinschoner und Schiedsrichter verzichtet. Man braucht sie schlichtweg nicht.
Der Fortbestand der Fußballtruppe scheint auch nach 45 Jahren gesichert. Die jungen Spieler wollen diese weiterführen, wenn die Väter „mal nicht mehr können“. Aber daran denkt hier noch niemand, an diesem sonnigen Morgen in den Ruhrauen. Fußball hält schließlich fit.
Info
Jeden Sonntag
Hobbykicken als Passion – die „Ruhrlöwen“ treffen sich bei Wind und Wetter jeden Sonntag ab 10 Uhr zum Fußball spielen in den Ruhrauen.