„Schön, wenn noch gesungen wird“
Zu Beginn der Adventszeit sprach VorOrt mit Pastor Bernd Wolharn aus Altenbochum
Bernd Wolharn ist seit acht Jahren Pastor an der Gemeinde Liebfrauen Altenbochum-Laer. Wir sprachen mit ihm über das Weihnachtsfest, über Konsum und über lieb gewonnene Traditionen. Für viele Menschen ist Weihnachten der Höhepunkt des Jahres.
Für sie als Pfarrer auch?
Es gibt immer viele Menschen, die glauben, dass es eine sehr, sehr stressige Zeit ist. Ich empfinde das nicht so. Ich finde Weihnachten nach wie vor das Fest, auf das man sich zu Recht freuen kann. Wenn man so will, ist es ja ein Kindergeburtstag. Und das sind immer sehr schöne Feiern.
Wie kommen Sie in dieser Zeit selbst zur Ruhe?
Ich mag die Gottesdienste. Das sind Momente, in denen ich auch für mich selber sehr viel herausholen kann. Zum Beispiel mittwochmorgens um sechs, wenn die Kirche nur mit Kerzen erleuchtet ist.
Finden Sie es eigentlich schlimm, dass viele Menschen nur an Weihnachten in die Kirche kommen?
Nein, überhaupt nicht. Das unterstreicht ja auch so etwas wie eine Sehnsucht, ein solches Fest auch inhaltlich zu füllen. Und wenn unsere Gottesdienste da behilflich sein können, dann ist das auch unser Auftrag.
Weihnachten scheint immer früher zu beginnen. Stört Sie das?
Ich finde es schade, dass es immer weiter nach vorne rückt und Weihnachten dann für viele auch sofort der Abschluss ist. Man hat manchmal das Gefühl, dass die ersten Christbäume schon am ersten oder zweiten Weihnachtsfeiertag wieder an der Straße stehen. Eigentlich beginnt die Weihnachtszeit dann ja erst.
Welcher Brauch darf an Weihnachten nicht fehlen?
Ich finde es schön, wenn zu Hause noch gesungen wird oder zumindest die Weihnachtsgeschichte vorgelesen wird. Das erinnert an den Inhalt dieses Festes. Es ist eine uralte Geschichte, die aber nichts an Brisanz verloren hat. Es geht ja um eine Flüchtlingsfamilie. Wenn man sich vorstellt, dass diese Flüchtlingsfamilie damals an den Grenzen abgewiesen worden wäre, dann weiß ich gar nicht, ob wir heute Weihnachten feiern könnten, ob nicht die Geschichte anders ausgegangen wäre.
Was wünschen Sie sich für Ihre Gemeinde?
Ich wünsche mir ein gutes Miteinander, ganz viel Lebendigkeit im Glauben. Wir haben christliche Positionen, und ich glaube, es lohnt sich, diesen Glauben im Alltag lebendig zu halten.