St. Josefs: Brachland statt Wohnquartier
Eine unterirdische Turnhalle, eine Kita auf einem Dach und neuer Wohnraum für Jung und Alt. Vor einem Jahr hatte der Investor ICG aus Frankfurt die Neubaupläne für das rund 30.000 qm große Areal der ehemaligen St. Josefs Klinik vorgestellt. Doch das Vorhaben stockt. Das Gelände ist umzäunt und liegt brach. Weit und breit keine Bauarbeiten zu erkennen. „Kein gutes Zeichen“, macht sich in der Nachbarschaft die Sorge breit, dass das Projekt vielleicht gar nicht umgesetzt wird. Vor allem, weil vorbereitende Maßnahmen wie Baumfällungen und Rodungen noch gar nicht stattgefunden haben. Während der seit dem 1. März und bis Ende September geltenden Brut und Schonzeit darf auch kein Baum gefällt werden. Mindestens so lange ist (Zwangs-)Pause auf der Baustelle.
Der Investor hatte zwar Anträge gestellt, doch bislang keine Freigabe erhalten. Auch sind noch nicht alle Bauanträge gestellt, und die, die vorliegen, sind noch nicht genehmigt. Bei der Präsentation der Pläne vor einem Jahr klang noch anders: Baustart sei im Frühjahr 2024, die ersten Fertigstellungen kämen Anfang 2025. Alle Anträge seien gestellt und „in der finalen Phase“. Bochums Sozialdezernentin Britta Anger betonte: „Das gesamte Gelände wird bis 2027 zu einem nachhaltigen und generationsübergreifenden Quartier entwickelt.“ Jedoch haben die Umbau- und Neubaumaßnahmen noch gar nicht begonnen ... Warum nicht?
Der Investor ICG lässt Anfragen zunächst unbeantwortet, dann erst später über Dritte ausrichten: „Es gibt derzeit keine nennenswerten Verzögerungen. Aufgrund des Marktumfeldes sind exakte Prognosen zum Start schwierig.“ Immerhin: „Im Bereich Pflege, Service-Wohnen für Senioren, Kita, Therapeutisches Wohnen etc. konnten erfolgreich langfristige Mietverträge abgeschlossen werden.“ Auf der Homepage steht nun, der Baustart werde „sukzessiv ab dem dritten Quartal 2024“ erfolgen. An den Plänen ändere sich nichts.
Insgesamt neun neue Gebäude sollen auf dem Areal entstehen – von Seniorenwohnungen über ein Pflegeheim bis hin zu Wohnungen (inklusive sozial gefördertem Wohnen), einer Kita, einer teils unterirdischen Sporthalle sowie einem großzügig angelegten Außengelände. Gesamtinvestitionen: rund 80 Millionen Euro. Das Klinikgebäude mit der Backsteinfassade soll erhalten bleiben, kernsaniert und für die Kinder- und Jugendpsychiatrie umgebaut werden. Dafür ist bereits ein Bauantrag gestellt, ebenso für ein Pflegeheim mit betreutem Wohnen. Die Anträge sind laut Stadtverwaltung aber noch in der Prüfungsphase.
Bis Ende Februar hatte die Stadt das Klinikgebäude noch als Unterkunft für Geflüchtete angemietet. Nun steht es wieder leer. Demnächst wird aber ein anderes Lindener Krankenhaus zur Unterkunft für Geflüchtete genutzt. Die Stadt bestätigt: In das ehemalige Gebäude der Augusta-Geriatrie sollen ab dem 1. Juli „Familien und Einzelpersonen untergebracht werden“.