Zum Ausgleich Bienen

CDU-Chef Friedrich Merz ist Hobby-Funker, Grünen-Politiker Anton Hofreiter stellt in seiner Freizeit Pralinen her und Olaf Scholz joggt zum Ausgleich. Doch der FDP-Bundestagsabgeordnete Olaf in der Beek hat ein wahrlich tierisches Hobby: Der dreifache Familienvater aus Linden züchtet Bienen, hat zehn eigene Völker und produziert Honig. Den verschenkt der klimapolitische Sprecher der FDP-Fraktion anschließend an Familie, Freunde und Nachbarn.
„Ich habe gedacht, ich brauche einen Ruheausgleich zu meiner politischen Arbeit in Berlin. Etwas, wo ich runterkommen kann“, sagt der 54-Jährige. „Und wenn ich an die Bienenvölker gehe, muss ich ruhig sein, sonst stechen sie und es tut weh.“
Drei Bienenvölker hat der Bundespolitiker in seinem Garten in Linden stehen, drei weitere bei einem Imker-Freund in Niederwenigern und noch einmal vier Bienenvölker auf dem Friedhof an der Nöckerstraße. „Die haben für den Friedhof Bienenvölker gesucht, der Friedhofsverwalter hatte sogar extra eine Blumenwiese angelegt. Da habe ich meine Völker gerne hingebracht“, sagt der Hobbyimker.
Die Bienen in Niederwenigern sind Wirtschaftsvölker, die „Honigmacher“. Das Volk ist mindestens ein Jahr alt und sammelt ausreichend Nektar und Pollen, um Honigreserven anzulegen. „Für die Bienen ist das hier in Linden und Hattingen ein Paradies, weil das Blütenangebot abwechslungsreicher ist als auf dem Land. Die haben einen Radius von vielen Kilometern und rundherum viele Felder, Wiesen und Bäume“, sagt in der Beek. Das Gegenteil eines Wirtschaftsvolks ist das Jungvolk. Drei davon hat er aktuell im Garten.
Ein Jungvolk ist ein Bienenvolk, das im laufenden Jahr erst entstanden ist und noch wachsen muss. Diese Völker brauchen mehr Aufmerksamkeit. Darum kümmert sich der Bundestagsabgeordnete selbst, wie um alle anderen Bienenvölker auch, wenn er die Zeit hat. Denn häufig ist seine Anwesenheit in Berlin erforderlich. Als Fraktionsmitglied einer Regierungspartei sind es rund 22 Sitzungswochen pro Jahr. Und die andere Zeit kümmert sich der Bochumer Politiker zusätzlich um seinen Wahlkreis – erst danach kommen die Bienen. „Das ist ein sehr zeitintensives Hobby. Da muss man sich die Termine schon so legen, dass man auch die Zeit für die Tiere hat. Es sind ja Lebewesen“, sagt in der Beek.
Mindestens einmal in der Woche schaut er in seinen Stöcken vorbei, ob alles in Ordnung ist. „Haben die Bienen ein Problem wie Milbenbefall? Legen sie noch Eier? Lebt die Königin noch – und, und, und“, erklärt der Hobby-Imker. „Aber meistens haben sie keine Probleme“, fügt in der Beek erleichtert hinzu. Arbeit ist es trotzdem, vor allem, wenn im Sommer der Honig geschleudert wird. Dann wird aus jeder Wabe einzeln der Honig geholt, in dem die einzelnen Holzrahmen in eine Honigschleuder, eine Art Topf mit Ablauf, gesteckt werden. Durch die Drehung in der Honigschleuder wird der Honig regelrecht aus den Waben geschleudert. „Das dauert, mit allen Vor- und Nachbereitungen, von morgens bis abends.“
20 bis 30 Kilo Honig bringt ein Wirtschaftsvolk pro Jahr. „Freunde, Bekannte, Nachbarn und Familie – die freuen sich immer alle auf den Honig“, sagt in der Beek. Während andere Imker ihren Honig verkaufen, verschenkt der FDP-Politiker seine Honiggläser. „Jeder weiß, was ich mache. Da wäre es mir unangenehm, wenn ich mit meinem Hobby Geschäfte machen würde.“ Obwohl ihn das Hobby neben Zeit auch Geld kostet. Rund 250 Euro pro Jahr für jedes Bienenvolk - für Materialien, Ausrüstung & Co. „Ist aber immer noch billiger als Segeln“, so in der Beek mit einem Schmunzeln. Und den Blick in die Zukunft gerichtet, sagt der 54-Jährige: „Wenn ich mal nicht mehr im Bundestag sitze, dann habe ich mehr Zeit und bestimmt auch mehr Bienenvölker.“
Am Reichstaggebäude in Berlin stehen ebenfalls Bienenstöcke. Um diese Bienen kümmert sich der parlamentarische Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Oliver Krischer (Grüne). „Mit dem habe ich ohnehin beruflich viel zu tun“, sagt in der Beek. Und dann wird das eine oder andere Mal auch abseits der Tagespolitik über Bienen gefachsimpelt…
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