„Ich habe gezeigt, was ich kann“
Nach der Schule ging es erstmal auf die Couch. Kein richtiger Abschluss, kein Job, kein Elan. Und von zu Hause gab es auch keinen Druck. „Mir hat niemand in den Hintern getreten“, erinnert sich Mike Hubert. „Da habe ich halt in den Tag hineingelebt und nur noch gechillt.“ Bis der heute 31-Jährige über das Jobcenter von der GAFÖG in Wiemelhausen erfuhr. Das war der Tag, an dem sich sein Leben verändert hat. „Ich war auf einer Info-Veranstaltung“, sagt der Bochumer. „Das hörte sich gut an.“ Der Ehrgeiz war entfacht. „Ich wollte arbeiten und Geld verdienen.“ Doch Mut hat ihm am Anfang erst mal keiner gemacht.
Arbeiten? Ein Teil seiner Familie konnte mit dieser Vorstellung offenbar gar nichts an-fangen. „Als ich davon erzählt habe, wurde das sofort niedergeredet“, erinnert er sich. „Du schaffst das sowieso nicht“, hieß es. „Du scheiterst doch schon am frühen Aufstehen.“ Vielleicht hätte sich Mike Hubert ja auch tatsächlich abschrecken lassen. Es wäre ja auch einfach gewesen, sich einfach wieder zurückzulehnen und weiterzumachen, wie bisher. Wäre da nicht seine Freundin gewesen. „Sie war die Einzige, die mich unterstützt hat. Sonst hätte ich das alles nicht gemacht.“ Die Chance, seinem Leben noch einmal eine entscheidende Wende zu geben, war da. Und die wollte er nutzen. „Meine Freundin hat mir gesagt, dass ich nach vorne gucken soll. Und das habe ich dann auch gemacht.“
Vor rund zweieinhalb Jahren hat er bei der gemeinnützigen Arbeitsförderungsgesellschaft an der Wiemelhauser Straße angefangen. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die nun ein weiteres Kapitel geschrieben hat. In diesem Sommer hat der 31-Jährige einen Arbeitsvertrag vom Umweltservice Bochum (USB) erhalten. Seit Juni ist er im ersten Arbeitsmarkt. GAFÖG und Jobcenter sind Geschichte. „Als Mike zu uns kam, hat er sich nur wenig zugetraut“, erinnert sich Ekard Opretzka, Niederlassungsleiter der GAFÖG in Wiemelhausen. „Er hat zwar gut gearbeitet, aber immer nur, wenn ein paar Leute neben ihm waren.“ Das Selbstwertgefühl habe am Anfang einfach gefehlt. „Wir haben ihn dann langsam aufgebaut.“
Mike Hubert wurde Teil eines GAFÖG-Teams, das für den USB, das Grünflächenamt oder die VBW in der Garten- und Landschaftspflege tätig war. Büsche wurden zurück-geschnitten, Parkplätze gesäubert, zugewucherte Wege wieder befahrbar gemacht. „Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind am Anfang am wichtigsten“, so Opretzka. Da hapere es bei den meisten Teilnehmern. Was aber auch kein Wunder sei. In die Arbeitsförderungsmaßnahme können schließlich nur Personen aufgenommen werden, die mindestens sechs Jahre arbeitslos waren. Auch Mike Hubert hatte am Anfang so seine Probleme. Das will er gar nicht verhehlen. „Ich bin manchmal auch zu spät gekommen“, sagt er. Doch irgendwann habe es „Klick“ gemacht. Da war der Rhythmus plötzlich da. Nur mit dem Selbstbewusstsein sollte es noch etwas dauern. Als ihm ein Dachdeckerbetrieb nach einem Praktikum eine Chance geben wollte, machte er noch einen Rückzieher. Doch bei der GAFÖG ließ man ihn auch danach nicht hängen. „Wir haben ihn dann dazu gebracht, dass er seinen Führerschein macht“, so Opretzka. „Und den hat er dann gleich im ersten Anlauf geschafft.“ Was längst nicht die Regel sei. „Die meisten Teilnehmer brauchen dafür länger.“
Von da an ging es eigentlich nur noch bergauf. Der 31-Jährige hat gesehen: Es kann funktionieren. Die nächste Gelegenheit hat er dann gleich genutzt. Als der USB Mitarbeiter suchte, war er einer von denen, die gleich nach der ersten Vorstellungsrunde einen Arbeitsvertrag erhielten. Bedenken hat Mike Hubert längst nicht mehr. „Er weiß, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Opretzka. Auch für seine Freundin und deren kleines Kind. „Das nötigt wirklich Respekt ab. Vor allem, weil ihm das nie vorgelebt worden ist.“