Musikzentrum made in Altenbochum

Innenausbau „made in Altenbochum“
Jetzt wird es spannend. Im neuen Musikzentrum an der Viktoriastraße hat der Endspurt begonnen. Im August soll alles fertig sein. Auch für die Werkstätten Dickerhoff aus Altenbochum ist dann ein Traum in Erfüllung gegangen.
Noch kann man sich allerdings kaum vorstellen, dass der Termin eingehalten werden kann. Das Musikzentrum gleicht noch immer einer Großbaustelle. Betreten nur mit Arbeitsschuhen und Helm erlaubt. Falls man in einen Nagel tritt oder sich irgendwo stößt. In der alten Marienkirche, die künftig als Foyer dienen wird, fehlt noch der Fußboden, überall liegt Material, das noch auf Verarbeitung wartet. Auch der Außenbereich ist längst noch nicht fertig.
Ganz anders allerdings der große Saal. Hier zeigt das Musikzentrum schon sein edles Gesicht. Helles Holz, wohin das Auge blickt. Nur an den Seiten fehlt noch ein Stück Wandverkleidung, der Boden wird bereits geölt. Danach können auch schon Stühle und Lampen kommen.
Eigentlich müsste hier auch noch ein kleines Schild angebracht werden: „Saalausbau made in Altenbochum.“ Schließlich kommt fast alles, was sichtbar ist, aus dem Hause Dickerhoff. Bis auf die Bestuhlung, das Licht und das Schallsegel unter der Decke.
Seit rund einem Jahr sind die Tischler von Dickerhoff vor Ort. Die Arbeiten waren europaweit ausgeschrieben, die meisten Mitbewerber kamen aus Bayern. Was den Auftrag so außergewöhnlich macht? „Auf jeden Fall die Furnierarbeiten“, sagt Bernward Dickerhoff. Für die richtige Holzbeschichtung der Saalverkleidung ist er extra nach Salzburg gefahren. Vier gewaltige Baumstämme wurden dort ausgewählt – amerikanische Kirsche, die per Schiff und Lkw aus Pennsylvania gekommen ist. Die Stämme wurden in hauchdünne Scheiben „gemessert“ und einmal rund um den Saal zu einem durchlaufenden Bild verarbeitet. Selbst die wuchtigen Türen sind im geschlossenen Zustand kaum mehr zu erkennen. Das gleiche gilt für zwei kleine „Inspizienten-Fenster“ an den Seiten. Sie wurden mit filigran gelöcherten und furnierten Elementen verdeckt, um das Gesamtbild nicht zu unterbrechen.
Ein besonderes Highlight ist auch die Deckenverkleidung – ein sogenannter Screen. Auch er wurde von den Werkstätten Dickerhoff gefertigt. Er besteht aus zehn (!) Kilometer U-Profilen aus Aluminium, die zu einer Art Gitter verschraubt wurden. Auch sie wurden außen mit Echtholz-Furnier beklebt, innen wurden Gips und Holzfaserstreifen (MDF) eingearbeitet. Aus Gründen des Brandschutzes und zur sicheren Befestigung.
Wie viel Arbeit dahinter steckt, wird allerdings erst bei einem Besuch unter dem Dach des Konzertsaals deutlich. Die Konstruktion ist ein eigenes, freihängendes Kunstwerk. „Durch den Screen wird der Raum akustisch größer als er optisch wirkt“, erklärt Dickerhoff.
Das „Gittermuster“ hat dem Architekten übrigens so gut gefallen, dass es an den Kirchenfenstern zur Marienstraße wieder aufgenommen wurde.
Rund 20 Tischler der Werkstätten Dickerhoff sind zurzeit für das Musikzentrums im Einsatz – entweder an der Viktoriastraße oder in der Werkstatt in Altenbochum. Auch für sie ist der Auftrag eine echte Herausforderung. Kaum ein Element gleicht dem anderen. Viele sind gebogen, die Montage erfolgt überlappt – im Schuppenmuster.
Doch das Ergebnis entlohnt. „Was hier entsteht, ist fantastisch“, sagt Dickerhoff. Besonderes Lob verdiene vor allem die fundierte Planung und die die hervorragende Zusammenarbeit mit der Stadt, den Bez + Kock Architekten aus Stuttgart und den Raum- und Bauakustikern von Müller-BBM aus München. Und was besonders wichtig sei: „Hier hat das gesprochene Wort noch immer gezählt. Darauf konnte man sich verlassen.“