Warum heißt der Nordpol Nordpol?

Spurensuche im Gewerbegebiet in Linden - Zeche und Kneipe
Nikolaus, Weihnachtsmann, Christkind oder Santa Claus – die Definition des weihnachtlichen Heils- und Freudenbringers ist jedem selbst überlassen. Der Legende nach lebt jedenfalls der Weihnachtsmann am Nordpol, von wo aus er sich an Weihnachten auf den Weg zu den Kindern macht. Und während am Nordpol in diesen Tagen die Vorbereitungen zum Fest auf Hochtouren laufen, wird am Nordpol in Linden ordentlich malocht. Ob im heutigen Gewerbegebiet irgendwann einmal ein besonderer Weihnachtsmann ansässig war, der dem Areal seinen Namen gab, sei dahingestellt. „Das hieß eigentlich schon immer so“, lautet der allgemeine Tenor aus dem Umfeld. Warum, das weiß niemand so genau.
Wo sich heute ein Gewerbegebiet erstreckt, förderten von 1948 bis 1965 die Kleinzechen Nordpol 1 (an der Wuppertaler Straße) und Nordpol 2 (ab 1954 an der Surenfeldstraße) Kohle zu Tage. Nach der Schicht kehrten die Kumpel gerne in die Kneipe „Zum Nordpol“ ein, welche sich auf dem heutigen Gebiet von Winz-Baak befindet. „Die Kneipe war schon viel eher da als die Zechen. Sie war für die Bergmänner erste Anlaufstelle nach der Schicht. Man sagt, dieser Punkt markiere den nördlichsten Zipfel von Hattingen. Daher könnte der Name Nordpol kommen“, erinnert sich Ingrid Maquis (81), Nichte des damaligen Zecheneigentümers Paul Dahlmann. „Nordpol war eine typische Nachkriegs-Kleinzeche. Kohle wurde dringend gebraucht“, erklärt Ehemann Otto Marquis, der Mitte der 1950er Jahre als Grubenelektriker auf Nordpol seine Brötchen verdiente.
In diesem Zeitraum erreichten die Zechen auch ihre Spitzenzeiten. 34 Bergleute förderten mehr als 9.000 Tonnen Kohle zu Tage. 55 solcher Kleinzechen gab es alleine in Linden. Der Boom dieser kleinen Betriebe ebbte Mitte der 1950er Jahre ab, bis sie schließlich mit der Schließung der Zechen Nordpol und der größeren Zeche Dahlhauser Tiefbau völlig von der Bildfläche verschwanden. Auch die Kneipe „Zum Nordpol“ ist Geschichte.
„Die Gegend heißt Nordpol, weil es der kälteste Ort in Bochum ist. Das war schon immer so“, mutmaßten damals nicht nur die Kumpels in einer Zeit, als der Winter noch ein richtiger Winter war und die Worte Klimawandel und Erderwärmung nicht erfunden waren. Meteorologisch lässt sich diese Aussage heute nicht bestätigen.
Allerdings könnten die (ehemalige) Geländebeschaffenheit und die Struktur der Vegetation einen Hinweis auf dieses Phänomen geben. Demnach pfeift der Wind auf den Höhen und über freiem Feld um einiges schärfer, als in geschützter liegenden bewaldeten Tälern. Bäume, über die die Wintersonne nie hinweg kommt, lassen auf dem Gelände den Frost länger liegen. Gut möglich, dass man es hier, am Nordpol von Linden, als besonders kalt empfunden hat.
Wie der Lindener Nordpol letztendlich zu seinem Namen gekommen ist, lässt sich nicht mehr eindeutig klären.
Viele Dinge sind gut, weil sie schon immer so waren und ein Stück Beständigkeit in einer hektischen Welt bedeuten. Und vielleicht ist gerade deshalb die Frage nach Ursprüngen, besonders an den Tagen zu Weihnachten, gar nicht so wirklich wichtig.